Düster, spannend und überraschend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
pmelittam Avatar

Von

Sean Ward, ehemaliger Polizist, jetzt Privatermittler, erhält den Auftrag, einen 20 Jahre alten Mord erneut zu untersuchen. Damals wurde Corrine Woodrow verhaftet und als brutale Ritualmörderin dargestellt. Doch nun sind neue Spuren aufgetaucht. Sean sticht in ein Wespennest und manches scheint anders als erwartet …

Von der ersten Seite an ist dieses Buch ein hochspannender Roman. Cathi Unsworth erzählt in zwei Ebenen, zum einen rollt sie das Geschehen in den Jahren 1983 und 1984 neu auf, zeigt auf, was vor der Tat geschah, der Leser/die Leserin lernen die Personen kennen, die in das damalige Geschehen verwickelt waren und allein das erzeugt schon sehr viel Spannung, da man sich bei einigen fragt, was sie damit wohl zu tun hatten. Parallel dazu wird Seans Ermittlungsarbeit im Jahr 2003 erzählt. Das kleine Städtchen Ernemouth und seine scheinbar so heile Welt wird dabei in beiden Erzählsträngen in einzelne Bestandteile zerlegt und es kommt mehr als eine Überraschung zu Tage wobei diese überraschenden Wendungen immer logisch eingebaut sind.

Neben den verschiedenen Zeitsträngen wird die Geschichte zudem aus verschiedenen Perspektiven erzählt, das macht das Ganze, vor allem gegen Ende, noch spannender. Ich mag Romane mit verschiedenen Erzählsträngen, die Geschichte kann dadurch tiefgehender erzählt werden.

Die Autorin hat meines Erachtens großen Wert auf die Charakterzeichnungen gelegt. Alle Charaktere sind gut ausgearbeitet, besonders in psychischer Hinsicht, bei mehr als einem kommen hier Abgründe zu Tage, die einen schaudern lassen – und die manche Handlungen im Nachhinein verständlich erscheinen lassen. Besonders gut gefallen hat mir die Corrine aus den 80er Jahren. Und von Sean würde ich gerne mehr lesen. Er eignet sich gut für eine Krimireihe.

Manch einem wird vielleicht der Touch Mystik, der vor allem durch die Figur Noj eingeführt wird, nicht so recht gefallen. Ich fand ihn aber zum Thema passend und auch für die Handlung nicht störend. Obwohl der Roman als Kriminalroman betitelt ist, würde ich ihn nicht (nur) als solchen ansehen. Er ist mehr, er enthält auch eine gute Portion Sozialkritik.

Insgesamt ein toller Roman, düster, spannend, überraschend bis zum Schluss, flüssig zu lesen, ein wahrer Pageturner, sehr empfehlenswert. Von Cathi Unsworth will ich definitiv mehr lesen.