Opfer - Hält nicht, was die Leseprobe versprochen hatte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
wortschätzchen Avatar

Von

1983 geschieht ein Ritualmord. Verantwortlich dafür wird Corrine Woodrow gemacht. 2003 rollt der jung Privatermittler Sean Ward den Vorgang wieder auf, weil er Zweifel an Corrines Schuld hat.

Mehr ist zur Rahmenhandlung tatsächlich nicht zu sagen. Catie Unsworth macht Zeitsprünge von 1983 zu 2003 und wieder zurück und erzählt so die damaligen Ereignisse parallel zu den späteren Schritten und Erkenntnissen von Ward. Spannung ist nur minimal vorhanden, wenn auch die Geschichte gegen Ende (wen überrascht es?) doch etwas anzieht.

Die Idee für den Plot war sehr gut. Aber mir persönlich sagt es überhaupt nicht zu, dass das komplette Buch nur sehr langsam erzählt, wie es zu diesem Ritualmord gekommen ist. Das Ende ist quasi, als würden zwei Züge auf dem selben Gleis aufeinander zufahren. So richtig meins ist das nicht. Auch sind viel zu viele (großteils völlig überflüssige) Handlungsstränge ineinander verwoben.

So sehr mir die Leseprobe gefallen hatte, so lasch finde ich den Krimi im Verlauf. Die einzelnen Protagonisten - und zwar ALLE - bleiben für mich völlig blass und uninteressant. Das hat natürlich zur Folge, dass ich immer wieder nachlesen musste, weil ich die Zusammenhänge nicht mehr parat hatte. Das mag ich nicht, das macht ein Buch langweilig und nervig.

Um die Hälfte gekürzt und mit ein paar Spritzern mehr Spannung wäre das ein richtig gutes Buch. Aber leider habe ich mich so, wie es ist, nicht lange so gut unterhalten gefühlt, wie bei der Leseprobe. Schade! Ich hatte mir so viel von diesem Buch versprochen. Das tockene englische Element ist wohl einfach nicht so ganz mein Fall, zumindest nicht bei Kriminalromanen.

Fazit: es gibt schlechtere Krimis, aber auch bessere. Leicht zu lesen ist dieser Krimi nicht, besonders nicht bei den aktuellen Temperaturen. Deshalb das Mittelmaß: drei Sterne.