Spannung bis zur letzten Seite

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fritzi27 Avatar

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Bei „Opfer“ handelt es sich um einen Kriminalroman, der zunächst sehr unblutig daherkommt, dadurch jedoch in keiner Weise an Spannung verliert.
Der Roman lebt von kurzen Sprüngen durch die Zeit: zum einen recherchiert ein Ex-Polizist, jetzt Privatdetektiv, im Hier und Heute einen zwanzig Jahre zurückliegenden Fall, zum anderen spielt der Roman genau zu der Zeit, 1983/84, als alles geschah.

So lernt man schnell die Protagonisten kennen: Sean Ward, den Privatdetektiv wider Willen, der nur durch eine Verletzung gezwungen war, den Polizeidienst zu quittieren und nun der ihm langweilig erscheinenden Tätigkeit eines Privatschnüfflers nachgehen muss. Erst dieser Fall gibt ihm die Möglichkeit, etwas Interessantes zu machen, was seinem Dienst als Polizist nicht unähnlich ist. Bei seinen Recherchen trifft er viele der Zeitzeugen aus der damaligen Zeit. Doch wem kann er trauen? Er merkt bald, dass der ganze Ort, in dem der Mord damals geschah, irgendetwas verschweigt und vertuscht.

Die Jugendlichen aus der damaligen Zeit sind inzwischen die Erwachsenen im selben Ort, die sich beruflich auch in Schlüsselpositionen befinden. Die als Mörderin verurteilte Corinne sitzt seit nunmehr zwanzig Jahren in einer Art geschlossener Anstalt für geisteskranke Straftäter. Doch war sie es wirklich, hat sie den ihr vorgeworfenen Mord tatsächlich begangen? Genau dies herauszubekommen wurde Sean Ward engagiert.

Der Leser erfährt in kleinen Häppchen immer mehr von den Geschehnissen von vor zwanzig Jahren. Corinnes eigenes schweres Schicksal als junges Mädchen, ihre Freundinnen und Feindinnen, ihre Schulkameraden von damals – sie alle sind es, denen Wards Interesse nun gilt.
Es beschleichen ihn Zweifel, die sich noch vermehren, als er erkennen muss, wie verflochten die Geschichten der Menschen in Ernemouth miteinander sind.

Es baut sich mehr und mehr Spannung auf, der Leser möchte unbedingt erfahren, was denn nun eigentlich geschehen war. Dies erschließt sich erst auf den letzten Seiten und macht das Weglegen des Romans schlicht unmöglich!

Die Charaktere sind für mein Empfinden gut herausgearbeitet. Gerade auch die unsympatischen sind genau so, dass sie dem Leser so richtig zuwider sein müssen. Am Ende wird aus den Puzzleteilchen ein komplexes und großes Gesamtbild – dies hat sich die Autorin aber wirklich bis ganz zum Ende aufgespart!
Mir hat sowohl der Schreibstil, also auch die Art der wechselnden Zeitschiene sehr gut gefallen. Man ist als Leser mittendrin, erfährt, was damals war und wie die Nachforschungen heute immer weiter gedeihen.

Diesen Krimi kann ich sowohl den hartgesottenen Thriller-Lesern (zu denen ich mich auch zähle), als auch Krimi-Einsteigern empfehlen. Er ist einfach nur gut!