Von Tätern und Opfern

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Cathi Unsworth erzählt ihre Geschichte in 2 Zeitebenen: zum einen im Jahre 2003, in der der ehemalige Polizist und jetzige Dedektiv Sean Ward darauf angesetzt wird, den sogennanten Ritualmord aus dem Jahre 1983 nocheinmal aufzurollen, da neue HInweise gefunden wurden. Die zweite Zeitebene ist das besagte Jahr 1983. Dort werden die jugendlichen Protagonisten vorgestellt. Diese Abschnitten haben viel Zeitkolorit, wer selber die 80iger kennt, wird einiges wiedererkennen. Das Gleichgewicht unter den Jugendlichen wird gestört durch Samantha, die neu in die Stadt kommt.

In der Zeitebene 2003 gerät Sean Ward in den Klüngel der kleinstädtischen Polizeit. Dominiert wird seine Spurensuche vom pensionierten Polizeichef Rivett, der sich hilfsbereit gibt, aber im Hintergrund die Fäden zieht und nicht wirklich daran interessiert ist, das der alte Fall nocheinmal aufgerollt wird.

Unsworth fährt in beiden Erzählsträngen einiges an Personal auf, man muss schon ein gutes Namensgedächtnis haben, um alle auseinanderhalten zu können. Da kommt auch schon mal die ein oder andere Länge auf. Zu weiten Teilen erzählt sie flüssig, aber gelegentich hatte ich den Eindruck, das ihr manchmel die Worte, die Einfühlung fehlen, um manche komplexen Handlungen plausibel zu erklären. Immer wieder stolperte ich beim Lesen über eine abrupte Formulierung oder Richtungsänderung. So mißlingt es ihr, in meinen Augen, z.B. die komplexe und komplizierte Figur Samantha darzustellen. Ihre Bosheit kommt so eruptiv und aus dem Nichts. Die Figuren bekommen viel Raum, aber nicht, um ihren Hintergrund oder ihre Motivation zu erklären, sondern nur für ihre direkte Handlung in dem Moment.

Die Handlungsebenen wechseln sich immer ab, erst zum Schluß, zum Höhepunkt und Aufklärung hin sozusagen, kommen sie immer schneller und kürzer. Das soll wohl atemlose Spannung suggerieren. Die Auflösung an sich ist dann aber schlüssig.

"Opfer" ist solide Krimiunterhaltung. Die Spannung hält sich in Grenzen, obwohl die Thematik und der Plot interessant sind. Der in manchen Details etwas zu verwischte Schreibstil und die mangelnde Tiefe der Charaktere haben mich etwas enttäuscht.