Ein medizinisches Buch mit Tiefgang, Witz und Poesie 😊

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
xirxe Avatar

Von

Enders große Stärke ist es, komplexe biologische Prozesse so zu beschreiben, dass man nicht nur versteht, was passiert, sondern fühlt, was es bedeutet. Das ist selten und kostbar. Statt mit Zahlen um sich zu werfen, erzählt sie von Menschen, von Verlusten, von ihrer Urgroßmutter Müdi – und plötzlich ist „Atmen“ nicht nur ein körperlicher Vorgang, sondern wird zur Philosophie.

Oder die Lunge, die sie an diese Urgroßmutter erinnert: Sie wird zur Metapher für eine stille Stärke. Sie wirkt durch Anpassung, nicht durch Dominanz - klingt das nicht fast schon feministisch 😉? Auf jeden Fall ist es ein Plädoyer für das unterschätzte Wirken des "Weichen" in einer Welt, die Härte und Effizienz über alles stellt.

Beeindruckend fand ich auch, wie sie unbewusste Denkstrukturen entlarvt: Wie unser Umgang mit dem Körper von Kriegsrhetorik durchzogen ist - "abwehren", "Eindringlinge", "Regime".

Enders Kombination aus biomedizinischem Wissen, persönlichen Geschichten und gesellschaftskritischen Beobachtungen wirkt nicht im Geringsten gekünstelt. Ganz im Gegenteil: Sie verleiht der Wissenschaft eine Stimme, die nicht nach Labor, sondern nach Leben klingt.

Ein informatives, wunderbar unkonventionelles Buch, das mich mit dieser Leseprobe völlig begeistert hat.