Alles außer_gewöhnlich !

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igirl Avatar

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Orange, grün, lila – brillierende Farben präsentieren sich auf dem Cover – eine Einladung zu einer berauschenden Geschichte. Die rückwärts gerichtete Zählweise der Kapitel, die irgendwo starten (111) und irgendwo enden (75) scheinen willkürlich gewählt oder zeigen vielleicht einfach, dass die Kapitelnummerierung hier eigentlich gar keine Rolle spielt.
Das Thema der Geschichte dreht sich um 'vaterlos'. Der Junge, Dolf (später Ludwig), wächst zunächst ohne Vater auf. Später stößt Otmar dazu, der die Vaterrolle einnimmt und zwei eigene Kinder in die Ehe einbringt. Otmars Kinder werden zielstrebig und fordernd auf eine musikalische Karriere vorbereitet, während Ludwig eine klassische Erziehung genießt und gleichermaßen von Otmar geschätzt und gefördert wird. Der spätere erwachsene Ludwig wird als Spezialist für die Ölexplorationsfirma Shell auf die unwirtliche sibirische Insel geschickt. Dort trifft er auf Johan Tromp hinter dem er seinen Vater vermutet. Nun beginnt die Spurensuche nach „Vater sein oder Vater nein“.
Die Figuren der Geschichte sind einerseits normal und einerseits besonders und tauchen im Verlauf der Erzählung an unerwarteten Stellen immer wieder auf. Der Wechsel der Erzählung aus Sicht der Kindheit mit der Zeit des Erwachsenseins und die detailreichen, pittoresken Schilderungen erfordern eine hohe Konzentration vom Lesenden.
Immer wieder wurde ich überrascht durch den Wechsel der Szenen, die teilweise auch verstörend sind. Dafür fühlte ich mich belohnt durch den wahrlich fulminanten Sprachstil und einer Sprache, die ungewöhnlich eingesetzt wird und Wortbedeutungen anwendet, die ich in dem jeweiligen Zusammenhang so nicht erwartet hätte. Otmars Söhne ist wirklich ein außergewöhnliches Buch und ein echter Leckerbissen für geübte Leser, die auch anspruchsvolle Literatur schätzen. Für mich war es eine neue grandiose Leseerfahrung.