Allzu viel ist ungesund

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biancaneve_66 Avatar

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Das Buch bildet den Auftakt zu einer Trilogie. Während Ludwig Smit im eiskalten Sibirien im Taxi auf seinen Kollegen wartet, sinniert der Vierunddreißigjährige über sein Leben. Zu seinem Stiefvater Otmar hatte er ein gutes Verhältnis, seinen „Erzeuger“ kennt er nur aus negativen Berichten der Mutter. Nun glaubt er aber seinen leiblichen Vater in einem gewissen Johann Tromp zufällig in Russland gefunden zu haben – gesucht hatte er ihn nie. Rein zufällig trifft Smit dort auch auf eine Mitbewohnerin aus der Studentenzeit, die Journalistin Isabelle Orthel. Auch sie scheint Tromp zu kennen.
Das Cover ist schnörkellos und einfach, dafür auffallend in grellen Farben gehalten: giftgrüne Buchstaben auf orangem Hintergrund; das Grün wiederholt sich auf dem Buchdeckel. Das Lesebändchen leistet gute Dienste bei über 600 Seiten. Den Anfang des Buches bildet das Kapitel 111, das Schlusskapitel trägt die Nummer 75. Warum die Trilogie genau 111 Kapitel hat, erfährt man im Lauf der Geschichte. Die Zahl steht in Zusammenhang mit dem zweiten – oder besser – dem leiblichen Sohn Otmars, der im ersten Band allerdings nur eine kleine Nebenrolle spielt.
Der Schreibstil ist flüssig, die Dialoge – oft handelt es sich um lange Telefonate – sind realistisch. Besonders gefallen haben mir die abrupten Übergänge von den Gedanken der Protagonisten zu ihrer gegenwärtigen Situation. Als Leser muss man dadurch aktiv dabei bleiben. Aber um ein Buch zum nebenher Lesen oder Entspannen handelt es sich ohnehin nicht.
Ich habe keine schnulzige Familiensaga erwartet, andererseits aber auch kein Werk, das an etlichen Stellen nur auf „sex sells“ baut. Leider hatte ich oft den Eindruck, dass hier weniger mehr gewesen wäre. Auch was die Themen betrifft: Mobbing, Verrat, Adoption, Hochbegabung, Entführung, Folter, Steuerhinterziehung, Geschlechtsumwandlung, Enthüllungsjournalismus, Sexualität, … die Liste lässt sich schier endlos fortführen.
Es gibt sicher eine Menge Menschen, denen dieses Buch gefallen wird. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Der Cliffhanger hat mich dann doch nicht so neugierig auf die Fortsetzung gemacht.