Dolf II.

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Peter Buwaldas erster Band der auf drei Bände angelegten Reihe polarisiert sicherlich die Leser*innen. "Otmars Söhne" macht es nicht immer leicht am Ball zu bleiben, da die Szenen in ihrer Abfolge sich nicht immer sofort kenntlich aneinanderreihen und vom Leser eine hohe Konzentration fordern, die aber durch einen sehr eigenwilligen und charmanten Erzählstil und eine Tiefe der Beobachtungen belohnt wird. Otmars Söhne, das sind einerseits sein eigener Sohn Dolf, ein virtuoser Klavier- und Beethoven-Virtuose, als auch der Dolf, den seine Frau Ulrike, in die Ehe mit dem Witwer mitbringt. Ulrike Eulenpesch, die schon mal Bitterschokolade die Toilette runterspült, weil sie befürchet, man wolle sie mästen, ist eine starke und durchaus sympathische Frau. Der Vater von Dolf, der später zu Ludwig wird, hat sich noch vor der Geburt aus dem Staub gemacht und sie meistert ihr Leben als alleinerziehende Mutter couragiert, aber ist durchaus in der Lage Chancen, die sich bieten, als solche zu erkennen. Der obsessive Otmar, der seine Kinder zu musikalischen Talenten formt, bietet ihr materielle Sicherheit und so sieht sie über einiges hinweg. Ludwig wird Angestellter bei Shell und in der Funktion zuständig für die Vermessung von Erdölfeldern per Dynamit in Sachalin. Über die Arbeit kommt er in Kontakt mit Johan Tromp, den er für seinen Vater hält. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Journalistin der Financial Times, eine frühere Mitbewohnerin und ehemalige Geliebte von Johan Tromp. Sie sagt den wohl entscheidenden Satz über diese Vater-Sohn-Geschichte: "All das zeigt doch allmählich, dass er dich bereits dein Leben lang beobachtet, Ludwig. Und es zeigt auch, dass er sehr viel mehr Einfluss auf dein Tun und lassen genommen hat, als du geahnt hast." (S. 273)
Mir hat der Roman gut gefallen, wenn er auch seine Längen hat. Ich habe aber meine Zweifel, ob es Stoff genug für zwei weitere Bände gibt.