Eine metaphorische Sturmflut

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"Zwei Brüder, zwei Väter und ein Schneesturm auf der sibirischen Insel Sachalin. Und mittendrin in dieser Geschichte über Familie, Verantwortung und persönliche Versäumnisse, über Erdöl, Beethoven und Sexualität steht eine junge Frau und erschüttert den Boden, auf dem alle stehen." (Klappentext)

Nach seinem mehrfach ausgezeichneten Debütroman 'Bonita Avenue' ist Peter Buwaldas zweiter Roman '111' als eine Trilogie angelegt. 'Otmars Söhne' ist der erste Teil.

Eine stilistisch in Perfektion konstruierte literarische Sturmflut überschwemmt den Leser und zieht ihn bewegend mit in die Tiefe eines metaphorischen Ozeans. Auf- und abtauchend lernt man die grauen Abgründe aller Protagonisten kennen. Dabei bleibt keiner verschont - alle schwimmen, Identität suchend, im selben großen, jeden verwirrenden Teich.
Strudelnd, sich windend in den Wellen der Phantasie, umgeworfen von der hochbegabten Sprachkunst und durch aufwühlende Erzählstränge nach Luft schnappend wird die Konzentration des Lesers über 600 Seiten extrem gefordert. Am Ende wird er belohnt und aus dem Ozean geworfen - suchend bleibt er am Strand zurück.

Sicherlich kein Buch für jedermann. Wer aber an einem literarisch explosivem Meisterwerk interessiert ist, wird mit Peter Buwaldas mitreißender Phantasie belohnt. Das abrupte, alle Erzählstränge offen lassende Ende löste in mir nur eine spannende Erwartungshaltung auf den zweiten Teil aus.