Krasses Teil

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"Otmars Söhne" ist der erste Band einer geplanten Trilogie mit dem Titel "111" und wer am Ende des Buches angekommen ist, realisiert, dass sich der große Showdown in Band 2 und 3 zusammenbrauen wird.
Aber auch Band 1 hat es bereits in sich: Das Buch folgt den miteinander verwobenen Wegen dreier Personen über Länder und Kontinente hinweg auf ihrer Suche nach der Frage, was Familienzugehörigkeit eigentlich bedeutet, zu was sie verpflichtet und wo man landet, wenn man sie einfach über Bord wirft. Lesend folgt man zunächst Ludwig, dem Stiefsohn von Otmar, dessen leiblicher Vater die Mutter noch vor seiner Geburt verließ. Als seine Mutter und Otmar heiraten und in Otmars Wohnung zusammenziehen, zieht Ludwig auch zu seinen Stifgeschwistern, Tosca und Dolf, die bereits als Kinder virtuos Geige und Klavier spielen und mindestens ebenso virtuos über Musik sprechen können. Dann ist da noch Isabelle Orthel, eine Wirtschaftsjournalistin, deren Spezialgebiet die Ölbranche ist, und die für einige Monate mit Ludwig ein Studentenapartment geteilt hat. Isabelle wiederum ist auf der Jagd nach Johan Tromp, einem hochrangigen Shell-Boss, der zugleich Ludwigs leiblicher Vater zu sein scheint. Alle drei treffen sich auf Sachalin im pazifischen Ozean, dieser unwirtlichen russischen Insel, deren Ölfelder von Shell ausgebeutet werden. Von dort verweben sich Rückblicke und Gegenwart und allein aus der Vergangenheit und dem Beziehungsgeflecht der Personen lässt sich ablesen, wieviel Sprengkraft in der Folge zu erwarten ist.
Eine Wirtschaftsjournalistin ohne Skrupel, ein sadistischer Ölboss, der über Leichen geht, ein Sohn, der behauptet, Familienbande spielten keine Rolle, ein Musikgenie, das sich über den Notentext stellt - allein die Personenkonstellation zeigt, dass Peter Buwalda in dem Roman aufs Ganze geht. Und die Schilderungen sind ebenfalls so schonungslos, brutal und teilweise grenzüberschreitend, dass auch Lesen hier zu einer Tour de force wird. Insofern passt auch das Cover frappierend gut zum Inhalt, auch wenn man es hier scheinbar nur mit kontrastreichen Farben zu tun hat.