Grandiose Idee, für mich aber mit Schwächen

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silke2207 Avatar

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Die siebzehnjährige Branwen ist anders als andere Jugendliche, denn sie kann sich an jedes ihrer Leben erinnern, aber auch daran, wie sie jedes Mal endeten. Eigentlich ist ihr Name Evelyn und ihr Verhängnis ist Arden, den sie liebt, dessen Schicksal mit ihrem verknüpft ist und der sie immer wieder vor ihrem 18. Geburtstag tötet. Doch in diesem Leben wünscht sich Evelyn nichts mehr, als zu überleben, denn ihre kleine Schwester ist an Leukämie erkrankt und Evelyn soll ihre Spenderin sein. Wird Arden sie finden oder wird sie es endlich schaffen, ihrem Schicksal zu entgehen.  
Vor Beginn des Buches war ich unglaublich gespannt auf die Geschichte, denn ein Buch über Wiedergeburt habe ich in der Form noch nie gelesen. 
Sprachlich fand ich die Geschichte rund um Evelyn/Branwen und Arden einfach wunderschön. Autorin Laura Steven schreibt bildhaft, aber auch sehr ruhig und mit leisen Tönen, die irgendwie zart wirkten.
Dabei ist das Grundthema, immer wieder geboren und von dem Menschen, den man liebt, getötet zu werden, ja eigentlich grausam und schmerzhaft, wobei gerade dieses Schmerzhafte durch die Sprache noch hervorgehoben wird.
Die Idee fand ich richtig grandios, doch das Tempo war mir von Beginn an einfach bis zum Ende zu ruhig. Zwar nimmt es später an Spannung zu, doch der große Plottwist am Ende fand ich irgendwie nicht passend.
Hinzu kommt, dass wir neben der Handlung in der Gegenwart, Wales 2022, chronologisch in Evelyns vielen Leben rückwärts reisen. Meist wechselten die Kapitel ab, man reist durch Jahrhunderte, trifft immer auf die gleichen beiden Personen in verschiedenen Körpern und weiß, wie die Begegnungen immer wieder enden. Dadurch tritt man immer wieder auf der Stelle, es fühlt sich an wie alle siebzehn Jahre grüßt das Murmeltier, nur traurig anstelle von humorvoll. Irgendwie war es berührend, aber auch sehr schleppend.
Evelyn/Branwen mochte ich sehr, als Protagonistin und Ich-Erzählerin lernt man sie, zumindest in der Gegenwart, intensiv kennen. Gerade ihre Beziehung zu ihrer Schwester hat mich sehr berührt und zeigt, wie Evelyn tickt.
Arden hingegen blieb für mich, egal in welchem Körper, nicht greifbar. Allein wegen dem, was er Evelyn immer wieder antut, ohne sich zu erklären, mochte ich ihn nicht. Zwar werden seine Beweggründe zum Ende hin klar, doch ich konnte das irgendwie nicht mit Evelyn vereinbaren. Ich könnte mir vorstellen, dass es hilfreich gewesen wäre, das ein oder andere Kapitel aus seiner Sicht zu erleben, um auch ihn fühlen zu können.
Mein Fazit: Sprachlich und von der Idee her ein ungewöhnliches Buch, das mich leider in der Umsetzung nicht vollständig überzeugen konnte. Evelyn war ein starker und vorstellbarer Charakter, Arden blieb mir fremd und die Liebe zwischen ihnen war für mich nicht verständlich, da man sie irgendwie nie richtig fühlen konnte. Durch die immer wieder ähnlichen Kapitel kam die Handlung nicht vorwärts.