Letztendlich passt eine Seele in ein Notizbuch

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savanna Avatar

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Ein roter Faden ist in der Literatur ein gängiger Begriff für die durchdachte Struktur einer Geschichte. In der Vertonung der Neuerscheinung „Our Infinite Fates“ kommt dem roten Faden jedoch noch eine andere Bedeutung zu: Sinnbildlich wie eine blutrote Ader steht er hier für die untrennbare Verbindung zweier Menschen.

Konkret betrifft dies Evelyn und Arden, die über Jahrtausende hinweg fortlaufend in anderen menschlichen Körpern reinkarnieren. Die sich in jedem dieser Leben – unabhängig von Zeit, Ort und Geschlecht - wieder finden und die sich in jedem dieser Leben umbringen. Beschreibend aus der Sicht von Evelyn wird der Leser über diverse Zeitsprünge in diverse Weltregionen mitgenommen. Evelyn erkennt als Muster, dass Arden sie jeweils kurz vor ihrem 18. Geburtstag tötet. Weder sie selbst noch der Leser erfährt über lange Passagen, was der Grund dafür sein könnte. Denn offensichtlich liebt er Evelyn, ebenso wie sie nichts anderes will als ein Leben mit Arden.

Dieses Buch erfordern die viele Zeitsprünge sicherlich ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Viele unterschiedliche Konstellationen, unter welchen Bedingungen die beiden aufeinandertreffen, geben kleine Hinweise auf ihre dramatische Verbindung. Ein Notizbuch, welches nach Jahrhunderten veröffentlicht wird, fungiert dabei als eine Art Transfermittel. Es enthält Gedichte, die beständiger sind als die kurzen Leben dieser jungen Menschen.

Als Leser muss man es aushalten können, das Gesamtbild lange nicht zu verstehen. Die Hinweise sind zaghaft. Die Auflösung folgt spät. Für mich hat es die Autorin geschafft, damit meine Neugier lange auf einem hohen Niveau zu halten. Ich war wie gebannt von Evelyns und Ardens wiederkehrenden Leben. Die Erklärung für eine solche Aneinanderreihung von Morden hat mich letztendlich komplett kalt erwischt. Der radikale Wechsel in der Geschichte ist der Grund, weshalb dieses Buch derart polarisiert. Ich für meinen Teil liebe alles daran.