Gut recherchierte Zusammenfassung zum Thema Langlebigkeit – mit kleinen Schwächen

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jutsi Avatar

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„Outlive - Wie wir länger und besser leben können, als wir denken“ von Peter Attia ist kein Selbsthilfebuch im klassischen Sinne, sondern vielmehr eine Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstands zum Thema Langlebigkeit.

Attia ist ausgebildeter onkologischer Chirurg und betreut inzwischen Patienten sowohl digital, als auch in seiner Praxis, bei der Zusammenstellung von Maßnahmen zur Verlängerung der Lebens- und Gesundheitsspanne. Dabei plädiert er für einen Wechsel von der Medizin 2.0, die sich ausschließlich um die Behandlung von bereits entstandenen Krankheiten dreht, zur Medizin 3.0, die stark auf Prävention ausgerichtet ist. Dabei veranschaulicht er eindrucksvoll anhand der vier „apokalyptischen Reiter“, Herzkrankheiten, Krebs, Alzheimer und Typ-2-Diabetes, dass Krankheiten oft über viele Jahrzehnte entstehen und daher auch viel früher behandelt werden sollten.

Die ersten Kapitel beschreiben daher zuerst den Hintergrund und Forschungsstand dieser vier „zentralen Krankheiten des Alterns“ und gehen neben genetisch bedingten Risikos auch auf die wichtige Funktion eines gesunden Stoffwechsels ein. Weiterhin wird deutlich, wie sich Krankheiten gegenseitig begünstigen können.

Nach dem Grundwissensteil wird es persönlich: Was können wir tun, um das Risiko, an einer der Krankheiten zu erkranken zu verringen? Gerade wenn wir genetisch vorbelastet sind? Wer sich hier einen einfachen Schrittplan wünscht, wird enttäuscht. Da jeder Mensch unterschiedliche Voraussetzungen mitbringt und es wenige wirklich aussagekräftige allgemeingültige Studien gibt, kann es keinen „One for all“ Plan geben. Wichtig ist strategisches Denken im Bezug auf die eigene Gesundheit und ein individueller Plan auf Basis von verschiedenen Bausteinen, die Attia im Folgenden vorstellt. Dabei behandelt er zunächst die großen Themen Sport und Ernährung, wobei besonders der Sport eine wichtige Funktion einnimmt. Ganz am Ende des Buches geht er zudem auch noch auf das Thema mentale Gesundheit ein.

Insgesamt ist die Lektüre trotz des großen Umfangs spannend und motivierend. Sie bestärkt, das eigene Leben aktiv zu gestalten und gibt dabei viele praktische Tipps. Ich vergebe trotzdem nur 4 von 5 Punkten, da für mich zwei wichtige Themen das Buch noch deutlich hätten verbessern können.

Das ist zum einem das große Thema mentale Gesundheit, das meiner Meinung nach im Buch einfach zu kurz umrissen wird. Der Autor beschränkt sich hier vor allem auf seine persönliche Geschichte und seinen eigenen Problemlösungsweg. Ich finde es gut und richtig, dass der Autor hier sehr offen mit seiner persönlichen Geschichte umgeht – die Informationen dazu, hätten für mich aber auch schon viel früher im Buch Sinn gemacht, da sie die obsessive Beschäftigung des Autors mit dem Thema erklären und seiner sehr perfektionistischen Art einen Hintergrund geben. Zudem fehlt mir hier der Überblick über den Forschungsstand, den die anderen Kapitel bisher geboten haben.

Zudem hätte ich mir mehr Informationen rund um den Zusammenhang von sozio-ökonomischen Status und Langlebigkeit gewünscht, gerade im Hinblick darauf, dass viele der Methoden, die der Autor vorschlägt, eher wohlständigen Menschen vorbehalten sind.

Insgesamt von mir aber eine klare Leseempfehlung für alle, die mehr über Langlebigkeit lernen wollen oder bis ins hohe Alter fit, beweglich und gesund bleiben möchten.