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Rezension zu "Outlive" von Dr. Peter Attia

Die moderne Medizin wird immer besser. Wir können Verletzungen und Krankheiten mit Leichtigkeit heilen, die vor Jahrzehnten noch Todesurteile waren. Gerade im Bereich der Unfall- und Notfallmedizin werden an Wunder grenzende Taten vollbracht. Dieser Meinung ist auch der Autor dieses Buchs, Dr. Peter Attia. Er ist vom Grundberuf her selbst Chirurg, begann allerdings schon recht früh in seiner Karriere sich mit den Gründen für das Sterben auseinanderzusetzen.
Dabei identifizierte er die (wie er es im Buch nennt) vier apokalyptischen Reiter: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Alzheimer und Diabetes. Das sind also die Krankheiten, die einen als Mensch mit der größten Wahrscheinlichkeit dahinraffen werden und gegen die paradoxerweise die Schulmedizin keine Wundermittelchen parat hat. Weil es hier oft schon zu spät ist, wenn sich die Krankheit im Körper manifestiert hat.

Daher setzt der Autor den Fokus in "Outlive" auf das Gesund- und Aktivhalten des menschlichen Körpers. Das was jede Person selbst dazu tun kann, um möglichst fit alt zu werden. Was in den nächsten Kapiteln dann folgt, ist eine Art Anleitung, welche Knöpfe man dafür (metaphorisch betrachtet) drücken kann und welche kleinen Veränderungen im alltäglichen Ernährungs -, Bewegungs- und Schlafverhalten, großartige Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit haben können.

Besonders gut gefällt mir, dass Dr. Attia seinen Leser:innen die Verantwortung für ihren Körper, ihren Geist und ihr Leben. Das ist ein guter Ansatz, wie ich finde, weil es meines Erachtens gefährlich zu warten bis die Gesundheit aus dem Gleichgewicht ist und dann auf die Göttinnen und Götter in weiß zu vertrauen. Unsere Medizin ist auf das Behandeln von Baustellen zugeschnitten, nicht primär auf die Erhaltung des Wohlbefindens und der Vitalität. Da sollte jeder Mensch selber Seines dazu tun. Dabei die Unterstützung in Form eines so tollen Buches und Ratgebers zu haben, finde ich genial!

Toll fände ich noch einen Bereich für eigene Notizen und Zusammenfassungen am Ende jedes Kapitels. Ich hab mir halt Zetteln reingelegt. Wenn man die Infos im Buch ernst nimmt und sich näher mit den Inhalten und der eigenen Lebenssituation beschäftigen möchte, dann ist es nicht nur Nachschlagewerk, sondern anfangs auch eine Art Arbeitsbuch.

Vom Stil her ist es so geschrieben, dass es auch medizinische Laien verstehen. natürlich auch wichtig, weil es sich ja auch an uns alle richtet. Trotzdem gelingt das nicht immer alles wissenschaftlichen Autor:innen so gut diesen Spagat aus Wissenschaft und populärem Schreiben zu finden. Gefällt mir echt gut.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es im Buch sehr oft um den Tod und das Sterben geht. Ja, wir müssen alle irgendwann sterben und ich will das auch nicht aus dem Leben ausklammern. Aber gerade ängstliche Personen könnten bei der Einleitung, wo es um detaillierte Schilderungen von Sterbevorgängen geht, gleich mal wieder zumachen und das Buch ablehnen. Das fände ich schade und wenn es eigentlich ums "lange Leben" geht, dann hätt man das Thema Tod weniger fokussieren können oder zumindest weniger dramatisch darstellen.

Aber das ist schon mein einziger Kritikpunkt, bei einem extrem dicken Buch, das einen wichtigen Platz in meinem Bücherregal einnehmen wird!