Fesselnd, spannend und aktuell

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brigitta Avatar

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Inhalt:

Niels Oxen befindet sich erfolgreich in Therapie, seine posttraumatische Belastungsstörung macht ihm ein normales Leben nicht mehr gänzlich unmöglich.
Er ist Mentor in einer Verteranengruppe und beginnt sogar sich nach Liebe und Sex zu sehen.
Es könnte also kaum ein ungeeigneter Augenblick für Mossmanns Anliegen sein.
Mossmann möchte Oxen wieder als Ermittler/Berater beim PET haben.
In einem Shelter-Lager wurden vier Veteranen von einem Heckenschützen ermordet, ein weiterer Veteran wurde an einem anderen Ort erschossen im Wasser gefunden und auch in einer Kiesgrube wurden Leichen ermordeter Veteranen gefunden.
Es scheint, als macht jemand Jagd auf dänische Kriegsveteranen.
Wer sollte hier also besser als Berater geeignet sein, als Dänemarks höchstdekorierter und tapferster Soldat?
Oxen ist nicht sehr begeistert von Mossmanns Anliegen, aber er selbst hat bei seiner letzten Wanderung mit Veteranen eine akute Bedrohung gespürt und ahnt, dass er selbst im Fadenkreuz des Heckenschützen steht.
Also nimmt er den Auftrag an und beginnt mit Margrethe Franck die Suche nach dem Sniper, doch der Sniper hat Oxen längst gefunden ....


Fazit:

Ich bin ein großer Fan der Thriller-Reihe um Niels Oxen und auch Band 5 hat mich durchweg begeistert.
Niels hat innerhalb der Reihe eine enorme Entwicklung zurückgelegt.
Der verwilderte, wortlose und in eine Wahnwelt abgeglittene Oxen aus dem ersten Band existiert nur noch in Oxens eigener Erinnerung, nichtsdestotrotz ist Niels Oxen immer noch die Persönlichkeit, der Mensch, den wir im ersten Band kennenlernten.
Mich hat unheimlich fasziniert, dass Jens Henrik Jensen es geschafft hat eine Persönlichkeit zu erschaffen, die sich im Laufe der Zeit enorm wandelt, und trotzdem immer noch der gleiche, markante Charakter ist.
Oxen ist so differenziert dargestellt und Jensen verliert auch in Oxens Metamorphose nie den roten Faden, der Oxens Persönlichkeit ausmacht, fast so, als wäre Oxen ein guter Freund, der täglich beim Schreiben neben Jensens Schreibtisch sitzt.
Trotz Oxens Entwicklung gibt er nach wie vor tausenden vergessenen Veteranen eine Stimme, zeigt aber nun auf, dass es auch einen Weg aus dem Dunkel gibt.
Die Story selbst ist sehr spannend und wie gewohnt arbeiten alle Charaktere fast geschmeidig mit- und gegeneinander.
Jens Henrik Jensen zeigt auch in "Noctis" wieder auf, zu welchen Taten Menschen fähig sind, welch grausame Seiten Menschen im Namen des Krieges offenbaren.
Das ist gerade hinsichtlich des Krieges in der Ukraine und den Grausamkeiten, die wir aus den Nachrichten erfahren, ganz besonders realistisch.
So vieles, was Jensen als Oxens Erinnerungen in allen Bänden beschrieb, sehen und lesen wir nun in Berichten über Kriegsverbrechen in der Ukraine.
Damit wird die Figur des Niels Oxen noch berührbarer und glaubwürdiger.
"Noctis" ist eine gelungene und würdige Fortsetzung der Reihe und ich freue mich, dass nach den anfangs geplanten drei Bänden nun schon Band 5 erschienen ist.

"Noctis" kann auch als Einzelgänger gelesen werden, es ist nicht zwingend notwendig die Vorgängerbände zu lesen.