Keine leichte Kost …

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Zunächst dachte ich, ich kenne die Reihe um Niels Oxen, doch das war ein Irrtum, denn ich kannte „nur“ die Reihe um Nina Portland. Ein Hindernis?
„Oxen. Noctis“ ist der fünfte Band um Niels Oxen und Margarethe Franck. Die Qualen seiner Vergangenheit nehmen weniger Raum im Leben des ehemaligen Soldaten Oxen ein und er will seinem Leben mehr Qualität durch Beziehungen und Liebe geben. Doch da kommt ihm sein Ex-Chef Mossmann in die Quere, der ihn um Hilfe bittet, weil in einer verlassenen Kiesgrube Leichen ermordeter Veteranen gefunden wurden. Abrechnung bzw. späte Rache, ein Sniper, was steckt dahinter? Wie „nachlässig“ Oxen geworden ist, muss er schmerzvoll erfahren, als man ihn verschleppt und ihn zwingt, gegen andere Gefangene zu kämpfen – alles unterirdisch und mit der Grundregel „Wer tötet, lebt“ …
Uff, keine leichte Kost – und das nicht etwa, weil ich die Vorgängerbände nicht kannte, vielmehr setzt das Buch ja an einer Stelle ein, wo der Protagonist seinem Leben eine neue Richtung geben will, das ginge also. Schwere Kost eher wegen des Themas: eine Art Gladiatorenkämpfe unter der Erde und eine „Organisation“, die Menschen dazu bringen will, sich gegenseitig umzubringen … heftig, noch heftiger die Vorstellung, dass so etwas real sein könnte bzw. wie man auf solche Ideen verfällt. Dennoch eine spannende Idee für einen Krimi – dessen Handlung jedoch eher schwer in Gang kommt, in der 2. Hälfte jedoch deutlich zulegt und dessen Ende nicht vorhersehbar war. Neben dem bereits erwähnten Thema fährt Autor Jens Erik Jensen schwere Geschütze auf: Es geht um Geheimdienste, internationale Verflechtungen, Kriege. Die Figuren kann man als durchaus authentisch empfinden: Dass Veteranen wie Oxen mit Dämonen zu kämpfen haben und schwer ins Leben zurückfinden, glaubt man gern; da passt seine Antagonistin bzw. Ergänzung Margarethe Franck, die kein Blatt vor den Mund nimmt, vor Loyalität aber nur so strotzt, wunderbar dazu. Jensens Schreibstil ist flüssig, leicht zu lesen, vielleicht manchmal zu leicht und so manche Beschreibung ist schon unerfreulich bildhaft und brutal. Hinzu kommen einzelne Punkte, die mir schwer bis nicht nachvollziehbar scheinen – aber vielleicht fehlten da dann doch Zusammenhänge aus den Vorgängerbänden? Grundsätzlich hat die Serie Potential, es war jedoch wohl der falsche Einsteigerband, weil die Beziehung zu den Personen nicht durch 4 Vorgängerbände gefestigt war und man deshalb nicht über einzelne Schwächen hinwegsieht oder weil das Thema partiell zu aktuell ist und man zurzeit täglich mit Kriegsmeldungen überflutet wird. So bleibt es bei 3 Sternen, für Fans der Serie aber sicher mit Luft nach oben.