Im Grunde nur für Sylt-Fans

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justm. Avatar

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In „Ozelot und Friesennerz“ beschreibt Susanne Matthiessen, eingefasst von Pro- und Epilog, ihre Kindheit auf Sylt: In Kapiteln, die alle eine Überschrift tragen, die irgendwas mit Pelz zu tun haben, erzählt das Kind einer Kürschner-Familie von einer Vergangenheit, die sowohl ihre eigene, als auch die der Insel, aufzeigt. Und während in dieser Geschichte immer irgendwelche mehr oder wenigen bekannten Leute der damaligen Zeit eine (Neben-)Rolle spielen, so ist der eigentliche „Star“ in diesem Buch wohl Sylt selbst.

Persönlich habe ich keinerlei Bezug zu der Insel und bin vielleicht auch deswegen nicht ganz warm geworden mit dem Buch. Klar ist, daß Susanne Matthiessen aufzeigen will, was ihrer Meinung nach in den letzten Jahrzehnten auf der Insel falsch gelaufen ist, sowohl gesellschaftlich, als auch vom Naturschutz-Standpunkt gesehen. Das hat sicher auch seine Berechtigung. Wenn aber gleichzeitig das Tragen von Pelzen (bei einer Kürschner-Tochter sicher nicht verwunderlich) glorifiziert wird, darf man sich nicht wundern, wenn einem Naturschutz als Anliegen vielleicht nicht hundertprozentig abgenommen wird. Nichtsdestotrotz weiß sie zu schreiben und für Kurzweil in den Kapiteln zu sorgen und damit zu unterhalten.

Wie oben erwähnt, fassen Pro- und Epilog die tatsächliche Geschichte, im Sinne von Märchen / Erzählung, ein und zeigen meines Erachtens das eigentliche Anliegen der Autorin.
Auch wenn früher schon nicht alles gut lief und die Leute auf Sylt eingefallen sind, so ist es heute noch viel schlimmer: mangelnder bezahlbarer Wohnraum, damit verbundener Mangel an Fachkräften, keine Geburtenstation mehr auf der Insel, Nicht-Sylter, die die Insel aufkaufen und zudem ein Hotel nach dem anderen hochziehen und damit alles nur noch teurer machen. Dazu die Unfähigkeit der deutschen Bahn und Verstöße im Naturschutz von den ohnehin ungeliebten Bau-Maßnahmen.
Matthiessen schreibt selbst, daß es andere Kommunen in ähnlicher Situation geschafft haben, sich gegen einige dieser Probleme zu wehren oder zumindest etwas Positives abzugewinnen. Sylt wiederum schafft das nicht. Und ist dazu teilweise wohl auch nicht ganz unschuldig an den Problemen.

So bleibe ich am Ende mit der Frage zurück, ist es wirklich so wie die Autorin am Ende ihres Buches schreibt: sie habe das Gefühl, daß sie der Insel etwas schuldet und sei es nur dieses Buch?
Wenn dem so wäre, hätte es dann nicht ein Artikel oder eine Reihe Artikel in der Lokal-Zeitung getan, damit man sich als Gemeinschaft gegen all das wehrt? Brauchte es dazu ein Buch, das wohl kaum etwas ändern wird?

Fazit: Für langjährige Sylt-Urlauber, vor allem aber für Einwohner der Insel sicher eine launige Lektüre und eine Bestätigung in ihren Ansichten der bestehenden Probleme.
Für alle Anderen zeigt es nur ein Mal mehr das Problem auf, daß die Reichen und Mächtigen tun können, was sie wollen, da man sie gewähren lässt!