Sylter Pelzgeschichten

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minjo Avatar

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Nachdem mich das Cover und die Leseprobe neugierig gemacht hatten, war ich gespannt auf das Buch. Leider hat mich die Lektüre dieses Romans etwas ratlos und enttäuscht zurückgelassen.

Die Autorin ist in den 60er und 70-er Jahren auf Sylt aufgewachsen, ihre Eltern hatten ein florierendes Pelzgeschäft und waren - wie die meisten Insel-Eltern zu jener Zeit - sehr erfolgreich, aber auch sehr beschäftigt. Damals wie heute gaben sich die Promis die Klinke in die Hand; wer etwas auf sich hielt, hatte ein Haus auf Sylt und einen Pelz von Matthiessen. Um die Kinder wurde sich nicht groß gekümmert, sie wurden mehr oder weniger sich selbst überlassen oder gar den Feriengästen zu Übungszwecken "ausgeliehen". Auch andere Geschichten sind recht bizarr: so waren die Kinder auch dabei, als ein erschossenes Ehepaar in einem Hotelzimmer aufgefunden wurde und das wichtigste war dabei noch, ob der Pelz der unfreiwillig Verstorbenen noch zu retten sei.

Der Schreibstil der Autorin hat einen gewissen Witz und lässt sich gut lesen, allerdings ermüdet es mit der Zeit, den sehr dialogarmen Erzählungen zu folgen und so musste ich mich zunehmend motivieren, das Buch zu Ende zu lesen.
In unzusammenhängenden Kapiteln schreibt sie über ihre Kindheit- und Jugendzeit sowie Begegnungen mit mehr oder weniger skurrilen Zeitgenossen. Mir erschließt sich allerdings nicht ganz, warum es sich hier um einen Roman handelt. Sind es denn nun ihre Erinnerungen oder sind Teile davon fiktiv? Was kann man für bare Münze nehmen und was nicht?
Jedes Kapitel beginnt mit "Die Sache mit dem .... Pelz". Sehr ausführlich beschreibt sie die Schnitte der Mäntel, wieviele Pelze man dafür benötigte, die Färbungen und Fellzeichnungen, etc. Natürlich hatte das Pelzgeschäft damals noch einen ganz anderen Stellenwert und sie schreibt aus der Perspektive des damaligen Teenagers. Dennoch stieß mich von Kapitel zu Kapitel mehr ab, wie die Pelze - für die unzählige Tiere qualvoll ihr Leben lassen mussten - völlig emotionslos als "Ware" und "Artikel" bezeichnet wurden.

Dieses Buch eignet sich wahrscheinlich am besten für nostalgische Sylt-Fans.
Ich konnte damit leider nicht viel anfangen.