Umgeben von Wasser und Wohlstand

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"Ozelot und Friesennerz" zeichnet eine Sylter Kindheit nach. Susanne Matthiessen, Jahrgang 1963, ist gebürtige Sylterin, von denen es immer weniger gibt, weil die Entbindungsstation auf Sylt aus Kostengründen geschlossen hat und die Kinder mittlerweile in Flensburg auf die Welt kommen. Mit viel Wehmut aber auch Humor zeichnet sie die Jahre nach, in denen die Sylter zu Geld kamen, aber auch den Preis dafür zu zahlen hatten. Der Ausverkauf der Insel, ging natürlich auch mit einem teilweisen Verlust der insularen Kultur und des Zusammenhalts daher. Das schnelle Geld lockte und ließ manche Hemmungen schnell schwinden. Die Autorin erlebte zusammen mit ihren Altersgenossen, dass sich das Familienleben, insbesondere in den Sommermonaten, komplett den Bedürfnissen der Feriengäste unterordnete. Das eigene Schlafzimmer wurde geräumt, um noch zwei Betten zu vermieten, die eigenen Kinder völlig arglos Fremden anvertraut, die eine Freizeitbeschäftigung suchten. Die Insel-Community versucht hinter den Kulissen des Tourismus ein eigenständiges Leben weiterzuführen, dies gelingt aber zunehmend weniger. Noch die letzten insularen Traditionen werden vermarktet. Diese Entwicklung brandmarkt die Autorin, die selbst die Insel nach dem Abitur verlassen hat, aber die Bande zu ihrer Geburtsinsel nie löste und die Liebe zu Sylt nie aus ihrem Herzen reißen kann. Mir hat besonders der Einblick in die Kindererziehung der 70er Jahre gefallen. Da verbergen sich einige Adekdoten, aber auch unerhörte Dinge im Buch, die dieses Buch nicht nur für Syltliebhaber zu einer guten Lektüre machen.