Wie Sylt wurde, wie es heute ist

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leseratte61 Avatar

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Klappentext:

Der Roman einer ganz normal verrückten Kindheit in den Siebzigern - und die Suche nach einer Heimat, die es so nicht mehr gibt.
Sonne, Freiheit, Champagner: In den Siebzigerjahren lassen Stars, Politiker und Industriegrößen des Wirtschaftswunderlands, aber auch viele andere Inselurlauber, den Alltag am Strand hinter sich ― und findige Sylter Unternehmer legen den Grundstein zu sagenhaftem Reichtum.
Für Susanne Matthiessen ist das Sylt ihrer Kindheit ein faszinierender, aber auch gefährlicher Abenteuerspielplatz, bevölkert von außergewöhnlichen Menschen, in vielem typisch für diese Zeit. Von all diesen Begegnungen, aber auch dem schmerzhaften Verlust der Heimat erzählt die Autorin mit großer Leichtigkeit, scharfem Blick und Humor.

Fazit:

Mit Sylt verbinden viele Menschen unglaublichen Reichtum und natürlich Stars und Sternchen. Den Aufschwung aus den 70er Jahren hat die Autorin hautnah miterlebt. In den Zeiten des allgemeinen Aufschwungs nimmt Sylt eine Sonderrolle ein. Gerade erst mit dem Festland verbunden wird Sylt von Urlaubern überflutet. Doch mit den Reichen und Schönen kommen auch die Nachteile des Massentourismus, die sich inzwischen mit aller Macht zeigen.

Doch wie war das Aufwachsen in dieser Zeit? Auf Sylt dann wohl nicht so ganz anders, als ich es kenne. Auch ich bin ein Kind dieser Zeit und meine Eltern hatten ebenfalls wenig Zeit für mich und meine Geschwister, da auch sie am Wirtschaftswunder teilhaben wollten. Auf Sylt mag dies in der Hauptsaison wohl noch extremer gewesen sein, doch bekannt ist es mir auch.

Ich selbst habe keine Beziehung zu Sylt und habe mir spannende Einblicke in das Leben der 70er Jahre versprochen. Diese habe ich zum Teil erhalten, doch der Einblick in das Kürschnerhandwerk bestimmte den größten Teil der Geschichten. Natürlich war die Autorin schon sehr früh in das Geschäft ihrer Eltern eingebunden, doch mir waren die Informationen über das Geschäft dann doch zu viel.

Mir hat sehr gut gefallen, wie die Rolle der Frauen auf Sylt dargestellt wurde. Diese hatten auf der Insel eine ganz andere Macht und Verantwortung, als im übrigen Land. Auf den Inseln standen die Frauen schon immer ihren Mann und hatten das Zepter fest in der Hand.

Die Beschreibung der Mode und Musik weckte bei mir Erinnerungen und ich konnte mit einem Schmunzeln zurückdenken.

Die Kapitel des Buches sind für mich einzelne Geschichten und ich kann die Bezeichnung als Roman nicht wirklich nachvollziehen. Die einzelnen Geschichten nahmen mich mit auf die Reise in die Vergangenheit von Sylt. Negativ fielen mir der Prolog und Epilog auf. Von der Autorin wird der Verlust der Heimat betrauert, obwohl sie ihr schon vor vielen Jahren den Rücken zugekehrt hat. Gerade im Epilog beschwert sie sich dann über mehrere Seiten über das Versagen der Lokalpolitik. Das versaute mir den Lesespaß, den ich in einigen Kapiteln hatte, da das Beschweren keine Änderung herbeizaubern wird. Der Ausverkauf von Sylt wurde von seinen Bewohnern so zugelassen, da sie so lange davon profitieren konnten. Statt zu jammern und die Schuld von sich zu schieben, macht es wohl mehr Sinn, sich mit den Übriggebliebenen zu verbünden, um eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dieses Buch wird Sylt wohl kaum das zurückgeben können, was ihm genommen wurde.