Zeitreise auf die Insel der Reichen und Schönen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
honigbuch Avatar

Von

Susanne Matthiessen nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die 70er und 80er Jahre. So richtig in flaschengrün, orange und mit weißen Übertöpfen mit Löwenkopfgriffen. Einfach herrlich! Und das ganze dann noch auf Sylt, die Insel der Reichen und Schönen zu einer Zeit als gerade alles reich und schön wurde. Und zwischendrin die Inselkinder, auf dem Weg sich selber in einer Gesellschaft zurechtzufinden die einen starken Wandel erfährt. Die Geschichte handelt aber auch von einer Kürschnerfamilie, die ihr Handwerk mit viel Herzblut betrieben haben. Der Pelzladen war in den 70er und 80er Jahren das Zentrum dieses Familienuniversums. Die Eltern haben dort bis zur Erschöpfung gearbeitet und wahrscheinlich auch viel Geld verdient. Gleichzeitig aber auch noch Feriengäste im eigenen Ehebett beherbert. Doch das Kürschnerhandwerk war dem Untergang geweiht, was eben noch Stil und Status war wurde zu Schimpf und Schande. Die Pelze verschwanden peinlich berührt im hinteren Teil des Kleiderschrankes aus Angst vor Farbbomben und Beschimpfungen. Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar ironisch distanziert. Über so manche Beschreibungen von Promis und Möchtegernpromis musste ich sehr schmunzeln. Die bildlichen Beschreibungen von der Insel hat mich zurückversetzt in frühere Sommerurlaube. Neben den lustigen hat Susanne Matthiessen jedoch auch sehr kritische Töne. Und es stellen sich auch auf Sylt die selben Fragen wie an allen schönen Orten dieser Welt. Kann man mit Geld wirklich alles kaufen? Darf man Menschen ihre Heimat nehmen und ihre Traditionen mit Füssen treten nur weil man durch seinen Reichtum dazu in der Lage ist?