Mega read
Handlung & Spannung
Die Geschichte beginnt bereits mit einem herben Einschnitt: Liv, Studentin an der Kunstuni, wird rausgeworfen – ihr letzter diplomatischer Strohhalm ist ein Autorenwettbewerb, der eigentlich nur PR-Zwecken dienen sollte. Sie fährt nach Korfu, um Werbung für ihren Webtoon zu machen – nicht um zu gewinnen. Doch bald zieht sie hinein in ein magisches Spiel um die sogenannten „Küsse der neun Musen“.
Diese Prämisse ist spannend, originell und birgt von Anfang an viele Fragen: Wer sind die Rival*innen? Welche Macht haben die Musen? Wessen Interessen spielen im Hintergrund mit? Sabine Schoder versteht es, das Tempo geschickt zu dosieren. Es gibt ruhigere Szenen, in denen Charaktere eingeführt werden und Sympathien entstehen, aber auch dunkle Wendungen und Konflikte, die immer dichter werden – die Spannung bleibt über weite Strecken hoch. Der Leser weiß nie ganz, wem er trauen kann, was die Reihe der Intrigen und Geheimnisse umso reizvoller macht.
Besonders gelungen ist, wie die romantischen Elemente mit Gefahr, Mythologie und Magie verwoben sind. Es gibt Knistern zwischen Liv und Flame, aber auch Momente, in denen Humor, Zweifel und die Bedrohung von außen gegenwärtig sind. Der Wettbewerb, die Rolle der Musen und insbesondere die Muse der Liebe, Erato, bringen moralische und mysteriöse Dimensionen hinein, die über bloße Romantik hinausgehen.
Der Cliffhanger gegen Ende des Bandes macht süchtig – man kann kaum erwarten, wie es weitergeht. Ein großer Pluspunkt, wenn man sich auf eine Reihe einlässt.
Charaktere
Liv als Protagonistin wirkt sehr sympathisch. Sie hat Ecken und Kanten, innere Unsicherheiten, die sie aber nicht lähmen, sondern motivieren. Ihre Schlagfertigkeit, ihre Ambitionen und auch ihre Verwundbarkeit machen sie zu einer Figur, mit der man sich identifizieren kann.
Flame, ihr Konkurrent und gleichzeitig potentieller Verbündeter bzw. Gegenspieler, ist geheimnisvoll und vielschichtig. Nicht gleich durchschaubar, was seiner Figur Tiefe verleiht. Die Chemie zwischen ihm und Liv funktioniert – in Dialogen, Konflikten, sowohl in zarten als auch in hitzigen Momenten.
Auch Nebencharaktere wie Shelly und die Musen selbst, insbesondere Erato, sind gut gezeichnet. Sie sind nicht nur Beiwerk, sondern treiben Handlung und Spannung voran – jede Figur bringt ihre eigenen Ziele, Motivationen und Geheimnisse mit, sodass man sie ins Herz schließt – oder zumindest neugierig bleibt, wie sich ihre Beziehungen entwickeln.
Stil & Atmosphäre
Sabine Schoder schreibt flüssig, lebendig und detailreich. Sie schafft es, sowohl das Ambiente von Korfu als auch das Mystische rund um die Musen plastisch darzustellen. Man hat beim Lesen die Meeresbrise, Hitze, Licht, Schatten und die Kunstwelt vor Augen. Gleichzeitig sind die magischen und mythologischen Aspekte stimmig eingebettet, sodass sie nicht willkürlich wirken, sondern integraler Bestandteil der Welt sind.
Humor und emotionale Momente balancieren sich gut. Livs innere Monologe, ihr eigener Umgang mit Versagen und Druck – all das macht sie nahbar. Ebenso sind romantische Begegnungen und Konflikte so gestaltet, dass sie nicht kitschig wirken, sondern echte Spannung erzeugen.
Cover & Gestaltung
Auch das Cover ist sehr gelungen und trägt viel zur Wirkung des Buches bei. Hier ein paar Gedanken dazu:
* Es zeigt die beiden Protagonisten, Liv und Flame, im Vordergrund – das schafft direkten Bezug zum Kern der Geschichte. Man sieht nicht nur ihre äußere Erscheinung, sondern bekommt sofort ein Gefühl von Nähe, Spannung und Beziehung.
* Farbgestaltung und Gestaltung des Buchschnitts heben das Buch optisch hervor. Der limitierte farbige Buchschnitt ist ein zusätzlicher Bonus, der dem Band nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch eine besondere Note verleiht.
* Der Warm-Kalt-Kontrast, der auf dem Cover genutzt wird, wirkt visuell spannend – er spiegelt auch das Wechselspiel zwischen Gefahren, Leidenschaft und Magie wider. Die Covergestaltung weckt Neugier: Was steckt hinter diesen Figuren? Welche Illusionen, welche Intrigen? Alles wirkt stilvoll und modern, ohne überladen zu sein. Kundenmeinungen loben diesen Effekt explizit.
Fazit
Der Kuss der Muse ist ein rundum gelungener Reihenauftakt. Spannung, Magie, Mythologie, Romantik – alles ist da und dabei in einem gelungenen Gleichgewicht. Die Charaktere lassen einen mitfühlen, mitfiebern, mitzweifeln; die Handlung überrascht mit Wendungen und Geheimnissen; die Atmosphäre zieht einen hinein; und das Cover liefert den ersten optischen Eindruck, der Lust aufs Lesen macht.
Wer also gerne Romantasy liest, bei Mythologie, Intrigen und prickelnder Liebesgeschichte nicht zurückschreckt, findet in diesem Buch einen echten Genuss. Ich freue mich sehr auf den zweiten Band – denn die offene Fragen lassen keine Ruhe!