Danke, dass es Bücher gibt!

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Mit ihrem Buch „Papyrus“ möchte Irene Vallejo uns die Welt der Bücher im Laufe der Geschichte näher bringen. Dabei geht es unter anderem um den Wandel von der mündlichen zur schriftlichen Überlieferung. Es geht aber auch um den Kampf für und gegen Bücher und um die Liebe zu Büchern.

Cover und Schreibstil:

Das Cover der gebundenen Ausgabe von „Papyrus“ ist hochwertig und wunderschön. Der Hintergrund ist in einem vornehmen Cremeweiß, und auf der linken Coverhälfte ist gezeichneter Papyrus in einem dezenten Grün zu sehen, Die Blüten der Pflanze sind in Gold geprägt, genauso wie der Untertitel des Buches („Die Geschichte der Welt in Büchern“).
Auch das verwendete Papier macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Man traut sich kaum, umzublättern.

Die Autorin schreibt flüssig und auch für „interessierte Laien“ einigermaßen verständlich. Trotz der akademischen Schreibweise habe ich beim Lesen keine echten Längen festgestellt. Für die Informationsdichte waren die einzelnen Kapitel für meinen Geschmack leider deutlich zu lang. Außerdem fehlen Schaubilder, Übersichtskarten oder ähnliche Hilfsmittel.
Im Anhang des Buches findet man jedoch ein Quellenverzeichnis, eine Liste über weiterführende Literatur und ein Personenregister

Fazit:

Die Autorin Irene Vallejo hat sich mit dem Schreiben dieses Buches eine große Aufgabe gestellt, und die Erfüllung dieser Aufgabe ist ihr im Großen und Ganzen auch gelungen. So schafft sie es, uns die „Die Geschichte der Welt in Büchern erstreckt“ näherzubringen, indem sie einen Zeitraum von rund 5.000 Jahren beschreibt.
Die intensive Recherche der Autorin und ihre immense Begeisterung für das Thema sind allgegenwärtig.
An vielen Stellen wird Irene Vallejo auch persönlich. Damit entfernt sie sich deutlich von einem reinen Sachbuch, was ich persönlich so nicht erwartet hätte.

Leseempfehlung:

Wer „Papyrus“ von vorne bis hinten lesen möchte, muss viel Zeit mitbringen. Auch wenn der sprachliche Ausdruck tatsächlich den gemeinen Leser nicht überfordern wird, muss das Gehirn hier wahrscheinlich bei vielen Textpassagen Höchstarbeit leisten. So viele Informationen habe ich selten in einem Sachbuch bekommen.

Als ich am Ende des Buches angekommen war, war ich erleichtert (endlich fertig!) und traurig (schon fertig!) zugleich. Ein komischer Zustand, den ich nur sehr selten beim Lesen eines Buches dieser Art erlebt habe.

Noch immer ist mir die eigentliche Zielgruppe für „Papyrus“ nicht klar, denn: Literaturwissenschaftler werden an manchen Stellen, wo die Autorin nicht genug in die Tiefe geht, enttäuscht sein. Buchliebhaber hingegen werden des Öfteren ein Stückweit überfordert sein, in erster Linie wegen der hohen Informationsdichte und der schnellen Themenwechsel. Gerade hat man in ein Thema hineingefunden, ist die Autorin schon wieder beim nächsten.

Allenfalls ein wenig besänftigen konnte mich, dass ich viele wichtige und unwichtige Dinge über Berühmtheiten aus mehreren Tausend Jahren erfahren habe. Manche Infos haben mich überrascht oder auch erschreckt, andere Infos waren eine Bestätigung für mich.

„Papyrus“ ist ein Buch, das man liebt oder hasst, dazwischen wird es nicht viel geben.

Ich vergebe dennoch vier Sterne und empfehle „Papyrus“ sehr dringend allen, die wie ich Bücher lieben. Ich habe sehr viel erfahren und hatte einige Aha-Momente und auch einige Gänsehaut-Momente, zum Beispiel beim Lesen der folgenden Sätze:

„Bücher haben eine Stimme, sie sprechen zu uns und retten Zeiten und Leben:“ (S. 519)

„Das Überleben der besten Ideen, die von der Menschheit je erdacht wurden, verdanken wir den Büchern.“ (S. 652)


Die Dauerleserin