Das Buch über Bücher

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corbinian Avatar

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Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott. Mit diesen Worten beginnt das Buch, das den Begriff selbst trägt, nämlich die Bibel. Das Buch, nicht nur die Bibel, ist eine der größten Errungenschaften der Menschheit, hat es doch für eine Möglichkeit des Austausches gesorgt, der seinesgleichen sucht. Keine Methode der Schriftbewahrung vorher, kann sich mit dem Buch vergleichen lassen und doch ist es die Entwicklung aus diesen ersten Schriftträgern, die überhaupt erst zu einer Weiterentwicklung führte. Der Bedarf dafür war schließlich da.
Deshalb und weil die Geschichten um die ersten und viele andere Texte einiges an Zündstoff bieten bietet es sich geradezu an ein Buch für alle Liebhaber*innen von Büchern zu schreiben, welches den Blick auf diese Entwicklung legt.

Entstanden ist das Buch Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern von Irene Vallejo. Die Spanierin ist klassische Philologin und nicht nur aber auch deswegen perfekt als Autorin für so ein Buch geeignet. Die Autorin hat für das Buch in Spanien bereits einige Preise gewonnen und die Übersetzung erfolgte deshalb nun beim Diogenes Verlag.

Mit 750 Seiten hat man einiges vor, wobei sich fast 200 Seiten davon den Quellen- und Literaturverzeichnis widmen. Es ist, trotz allem Unterhaltungswert, ein wissenschaftliches Sachbuch.
Der Einstieg, wie könnte es anders sein, macht eine kurze teilfiktive Geschichte über die Beschaffung der Schriftstücke für die Bibliothek von Alexandria, ein Thema, das natürlich im Folgenden noch vertieft wird. Es folgen detailliert zwei lange Kapitel über Literatur, Schriftenträger, Zensur und einiges mehr in Griechenland und im antiken Rom, wobei natürlich die Ursprünge der Schrift in Mesopotamien und Ägypten nicht außer Acht gelassen werden. Ganz im Gegenteil sie werden eingebettet in faszinierende und interessante Geschichten über das Leben, Sterben und des Pantheons. Auch der Blick auf Griechenland ist facettenreich und lässt Philosophen, Politiker, Frauen und auch die Historiker*innen zu Wort kommen. Da auch immer wieder der Blick aus dem Mittelalter und der Moderne geworfen wird, bleiben wir auch immer aktuell und erkennen aktuelle Literatur auf Basis alter Literatur wieder. Bei den Römern folgen dann viele Hinweise auf die Übernahme der griechischen Ideen zum Thema und vor allem der Übergang vom lesenden Gelehrten zum lesenden Patrizier und vor allen Dingen zu den Schreibenden, die wirklich für die Nachwelt und nicht nur für ihre Gegenwart schrieben. Der Beginn des Christentums ist das nächste Einschneidende Erlebnis und brachte viele Änderungen mit sich. Auch den negativen Einfluss auf alte Werke durch Zensur. Auch hier gibt es wieder verschiedene Blicke auf die Zeit und Auswirkungen auf heute werden aufgezeigt. Auch die Autorin selbst gibt einiges über sich preis und man sieht deutlich, dass sich alle Dingen wiederholen.

Inhaltlich sucht das Buch seinesgleichen, aber auch vom Stil her und eigentlich insgesamt, ist das Buch komplett überzeugend. Der Schreibstil ist mitreißend, die Art und Weise der Verknüpfung von Geschichte, Meinung, eigenem Erlebten und natürlich dem nötigen Hauch Fiktion, den man braucht, um Lücken zu füllen, ist absolut Gelungen. Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Buch bald bei jedem bibliophilen Menschen im Bücherschrank stehen wird und dieser Mensch dann viele Seiten markiert haben wird, um passende Zitate für alle Gelegenheiten schnell zu finden. Mein Exemplar sieht zumindest so aus.

Fazit: Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern ist ein grandioses Buch über das Buch, die Schrift, Geschichte, die Menschen, die Autorin, über alles, was in Bücher passt und hineingehört. Es ist unterhaltsam geschrieben, liefert Fakten und die Portion Fiktion, die es benötigt, und vergisst dabei natürlich nicht die Weltliteratur von heute, die auf antiken Texten basiert. Ein Buch für Bibliophile.