Eine ansteckende Begeisterung für das Medium Buch und die Geschichte dahinter

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
carolaww Avatar

Von

Schon das Buch selbst mit seinem Einband, dem Cover, dem Druck, mit den feinen Blättern und dem Lesebändchen beeindruckt. Wenn immer von der Faszination des gedruckten Buches gesprochen wird, bei Irene Vallejos „Papyrus“ wird sie lebendig.
Es ist kein Buch zum schnellen Durchlesen, aber es ist etwas für sehr Neugierige und Geschichtsfans. Wie viele Quellen und Bücher Irene Vallejo, die in Spanien zuhause ist, gelesen und studiert hat, lässt einen ehrfürchtig werden. Die Autorin geht bis in die allerersten Anfänge des Schreibens zurück und beendet das Buch mit dem Untergang des Römischen Reiches im 5.Jahrhundert. Dabei schildert sie zum Teil sehr unterhaltsam und plastisch die damaligen Gegebenheiten, sodass man sich gut in die Geschichte hineinversetzt fühlt. So kleine Dialoge hätte ich mir öfter gewünscht. Dann wieder springt sie in die Gegenwart und vergleicht die Errungenschaften der Menschheit in Bezug auf Wissen, Bildung, Streben und Macht. Manchmal ist das ganz schön anstrengend, aber dann erzählt Irene Vallejo wieder plastisch von Ereignissen und historischen Tatsachen, die man vielleicht schon mal gehört, aber wieder vergessen hat, z.B. wie man früher gelesen hat, wie man auf den Computer kam, wozu Therme gut waren, welche Macht die Männer in der Antike hatten. So, wie sie das wiedergibt, kann man das Staunen neu erfinden.
Das Buch „Papyrus“ offenbart auch Beziehungen zwischen Sprache und Menschheit, zwischen gesellschaftlichen Mächten und dem jeweiligen Zeitgeist. Über die Antike kann man sehr viel erfahren, Irene Vallejo schreibt anschaulich, mit ausgefeiltem Ausdruck, manchmal auch ironisch. Man fühlt mit Kleopatra und Cäsar mit, man erfährt, dass es Asketen gab, die sogar Wasser verschmähten. Ich war so angeregt, dass ich oft im Internet zu bestimmten Dingen weiter gelesen habe.
Gut fand ich zum Beispiel auch, dass die Autorin viele Romane und epische Werke benennt, die in irgendeiner Beziehung zum Wort, zur Sprache, zum Buch, zum Lesen stehen. Wenn man möchte, hat man eine ganze Liste interessanter Bücher zum Weiterlesen.
„Papyrus“ ist eine eindeutige Liebeserklärung an das gedruckte Buch und an die Menschheit, die das zustande gebracht hat, denn gerade am Anfang, in der Antike war das nicht einfach.
Man muss diese Liebe teilen, dann kommt man auch über die kleinen Schwachstellen hinweg - wo das Buch zu sehr beim Sinnieren abschweift, wo man den roten Faden sucht, wo Fakten wiederholt werden.
Insgesamt ist „Papyrus“ absolut empfehlenswert, weil man so viele interessante Kleinigkeiten über unsere Ahnen und die Rolle der Bildung und des Wissens erfährt. Und weil man das Buch von Irene Vallejo gern wieder zur Hand nimmt.