Eine spannende Reise!

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hundertmorgenwald Avatar

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Irene Vallejo gewährt uns in „Papyrus“ spannende Einblicke in die Geschichte des Buches.
Alexander der Große (336 v. Chr. bis 323 v. Chr.) hatte nicht nur den Traum, die Welt zu erobern, sondern auch alle Bücher der Welt zusammenzutragen. So beginnt die Geschichte vom Traum der ersten Bibliothek der Welt in Alexandria (Ägypten). Auch wenn Alexander nie in den Genuss kam, das Ganze zu bewundern (er war zu sehr damit beschäftigt, die Welt zu erobern), so hinterließ er uns damit doch ein wunderbares Geschenk.

War bei Alexanders Tod Alexandria noch eine Kleinstadt, so führte sein neuer König Ptolemaios Alexandria zu großem Ruhm. Und er verwirklichte Alexanders Traum und ließ eine Bibliothek bauen.

Der echte Papyrus wächst nur an den Ufern des Nils. So sicherten sich die Könige Ägyptens das Monopol auf einen der wertvollsten Stoffe der damaligen Zeit.

Vallejo nimmt uns mit in eine ferne Vergangenheit. Was leisteten Barden und Geschichtenerzähler, bevor die Schrift entstanden ist? Sie berichtet davon, wie die Schrift entstand, was für eine Macht die Schreiber hatten und wie sich das mit den Jahrhunderten veränderte. Wie sich die Gestalt des Buches veränderte.Wie kann man sich eine Bibliothek im alten Ägypten vorstellen?
Man erfährt von den ersten Schulen, in die auch Mädchen gegangen sind. Von der Vergänglichkeit des Papyrus und der Zerstörung der Bibliothek Alexandrias. Von Plagiaten, die so alt sind wie das Buch, von Zensur und Klassikern.



Meine Meinung:

Was für eine spannende Reise!
Der Anfang fiel mir etwas schwer, da ich mich mit dem Altertum wirklich gar nicht auskannte.
Vallejo hüpft immer wieder in die Gegenwart und erzählt von eigenen Erfahrungen und ihrer Liebe zu Büchern. Das war mir, gerade am Anfang, etwas zu unstrukturiert. Die Kapitel sind in diverse Unterkapitel eingeteilt, die nur nummeriert sind, ohne eine eindeutige Überschrift zu haben. Das machte es mir etwas schwer.
Doch ab Seite 200 fühlte es sich ganz leicht an.

Trotz dieser Kritik finde ich das Buch umwerfend. Vallejo lässt die ferne Vergangenheit ganz nah erscheinen. Bis ich „Papyrus“ gelesen habe, wusste ich nicht, wie spannend das Altertum sein kann. Was für eine interessante Zeit! Man sollte mehr über das Altertum schreiben und lesen, statt über das Mittelalter.

So hat es mich z.B. beeindruckt, dass Barden 70 Lieder kannten, die pro Lied 8 Stunden lang waren! Manche Barden konnten sogar bis 120 Lieder auswendig.

Mir wurde durch das Buch sehr deutlich, dass alles, was wir heute kennen und was so selbstverständlich ist, irgendwann zum ersten Mal passierte. Die Entstehung der Schrift hat mich genauso fasziniert, wie die Gründung des ersten Museums.
Auch der Untergang der ägyptischen Kultur hat mich sehr berührt. 380 n. Ch. wurde ein Edikt erlassen, dass das Christentum die alleinige und verpflichtende Staatsreligion zu sein hat. Eine Gruppe von ägyptischen Priestern fanden auf einer Insel Zuflucht und ritzten ihre hoch entwickelte Hieroglyphenschrift in die Mauer des Tempels. Mit diesen Priestern verschwand der alte Glaube und die alte Schrift. Man vergaß sie. Bis man 1799 ein Stück dieser Mauer fand, bekannt als Rosetta-Stein. Doch wie entziffert man eine unbekannte Schrift? Auch das erklärt Vallejo.

Fazit:

„Papyrus“ von Irene Vallejo nimmt uns in einer leicht verständlichen Sprache auf eine sehr spannende Reise mit. Wir verdanken dem Altertum mehr, als den meisten von uns bewusst ist. „Papyrus“ ist nicht nur ein Buch über die Geschichte der Bücher. Es ist ein Buch, über die Liebe zur Sprache, zu Geschichten, zu Büchern.