Erwartungen untertroffen

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verynia Avatar

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„Papyrus“ ist ein Sachbuch, welches eine Hommage an die Welt der Bücher sein soll.
Sprachlich wurde das Buch von Irene Vallejo bzw. von den Übersetzer*innen gut gestaltet. Der Lesefluss wurde nicht gestört und man kommt gut durch die Seiten. Das liegt auch mit daran, dass die Abschnitte innerhalb der Kapitel relativ kurz sind.
Das Cover ist sehr schön und auch passend gestaltet. Es zeigt nicht sehr viel, aber das ist auch nicht nötig. Abgebildet ist eine Papyrus-Pflanze, passend zum Titel. Ebendessen Gestaltung ist sehr schön gemacht mit goldenen Akzenten. Definitiv ein Eye-catcher.
Nun zum unangenehmen Teil. Das Buch hat mit dem Untertitel „Die Geschichte der Welt in Büchern“ meine Erwartungen sehr hoch werden lassen. Ja, es werden viele Bücher erwähnt, aber der Zusammenhang ist nicht immer eindeutig. Im ersten Teil des Buches, bei dem wir uns in Griechenland befinden, hatte ich das Gefühl, dass es nur zwei Bücher gibt: „Ilias“ und „Odyssee“ von Homer. Diese Bücher werden so unglaublich oft erwähnt, dass ich davon schon etwas genervt war. Eindeutig, die Bücher scheinen wichtig gewesen zu sein und ich würde sie mir auch gerne einmal genauer ansehen. Aber so komme ich zu einem weiteren Kritikpunkt: Es wirkt häufig so, als ob die Autorin während des Schreibens mit den Gedanken abgedriftet ist und sich dort dann leider auch sehr lange aufgehalten hat. Mir ist der berühmte rote Faden leider nicht aufgefallen. Im zweiten Teil, in dem wir uns in Rom befinden, kam ich etwas besser zurecht. Doch auch hier fehlte mir immer etwas.
Ich hätte mir mehr Bezug zur Gegenwart bzw. die Entwicklung zum Jetzt gewünscht. Es gab vereinzelte verweise, aber die waren so kurz gehalten, dass auch da der Bezug nicht eindeutig geworden ist.
Ich interessiere mich für Bücher, für ihre Entstehung, ihre Geschichte, ihre Entwicklung, ihr Fortbestehen.. Doch hier wurde ich leider enttäuscht. Über 600 Seiten und man ist nur im antiken Griechenland und im alten Rom? Wenn man sich für die Geschichte dieser beiden Länder oder Städte interessiert – wirklich sehr interessiert – dann ist dieses Buch eine gute Wahl. Doch für mich als leidenschaftliche Leserin, die gerne mehr über Bücher und deren Einfluss auf der ganzen Welt und in der gesamten Weltgeschichte erfahren wollte, ist dieses Buch leider nur ein Quälen durch die vielen Seiten gewesen. Die oftmals gelesene Formulierung „Ein Sachbuch, das sich wie ein Roman liest“, hatte mich zum Lesen des Buches überzeugt, aber konnte sich für mich leider nach den ersten 100 Seiten nicht weiter behaupten. Sehr schade, ich wollte es wirklich mehr mögen.