Unterhaltsam!

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letterrausch Avatar

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Die Wahrheit zuerst: Nein, Irene Vallejos Buch “Papyrus. Die Geschichte der Welt in Büchern” erzählt nicht eine gesamtliterarische Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, so wie es der Untertitel vermuten lässt. Da greift die deutsche Übersetzung etwas hoch. Der spanische Untertitel ist treffsicherer: “La invención de los libros en el mundo antiguo”. Denn ja, es geht in diesem Buch über die Erfindung des Buchs im weitesten Sinn und die Faszination fürs Geschichtenerzählen und -aufschreiben, wobei sich die Autorin eben auf die Antike konzentriert.

Ihre Bezugspunkte sind dabei immer Alexander der Große mit seiner legendären Bibliothek und das Ende des römischen Reichs. Dazwischen pendelt sie, nur in äußersten Notfällen chronologisch, zwischen verschiedensten Themen. Es geht um den Schritt von der Mündlichkeit früher Versepen zu niedergeschriebenen Texten, wie z.B. der “Ilias”. Es geht um verschiedene Beschreibmaterialien wie Lehm oder Pergament und die Herausbildung von Schriftsystemen. Es geht um die ersten Bibliotheken und die “Erfindung” der Wissenschaften. Es geht um Texte und frühe Autoren und Irene Vallejos Begeisterung für das über Jahrtausende tragfähige Konzept “Buch”. Dabei ist sie oft assoziativ, manchmal gar anekdotisch, immer aber fabulierend. Das ist vielleicht nichts für diejenigen, die eine Art Lehrbuch oder Nachschlagewerk erwarten. Doch diejenigen, denen das Geschichtenerzählen liegt, die werden hier fündig werden. Zusätzlich gibt es ein Quellen-, Literatur- und Personenregister. Einzig illustrierende Abbildungen und eventuell das ein oder andere Kartenmaterial habe ich vermisst. Davon abgesehen habe ich viel gelernt und mich großartig unterhalten. Was will man mehr erwarten?