Was ganz anderes (wie ich finde): ein geschichtlicher Sachbuchroman :)

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luna80 Avatar

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„Das Buch hat sich im Laufe der Zeit bewährt, es hat sich als Langstreckenläufer erwiesen. Wann immer wir aus dem Traum der Revolutionen […] erwachten, was das Buch noch da. Es ist, so sagte Umberto Eco, „ein technisch vollendetes Meisterwerk (wie der Hammer, das Fahrrad oder die Schere), das sich, soviel man auch erfinden mag, nicht mehr verbessern läßt.“

… ich habe ja einige Zeit gehadert, ob ich das Buch lesen möchte … so viele Seiten, so keine genaue Idee, was einen hier erwarten wird … doch jetzt bin ich froh, dass ich es lesen durfte (und zeitenweise habe ich es parallel gehört). Ein Roman mit geschichtlichem Sachbuchcharakter, einmal was ganz Neues. Etwas, das neugierig macht, wenn man eintaucht und sich darauf einlassen möchte. Jede Seite ist es wert.

Wie ist denn nun mit den Büchern? Wie entstanden sie? Alphabet? Warum reisten so viele herum und suchten Bücher? Warum gibt es in einigen Ländern so viele davon in Bibliotheken? Dieses Buch thematisiert so viele schöne und nicht schöne Dinge: es beschreibt harte Arbeit – von vor tausenden von Jahren und aktuell. Aktuell nämlich deswegen, da Irene Vallejo - aus meiner bescheidenen Sicht – hier einen Erden-Marathon gelaufen ist, eine umfassende Recherche betrieben hat, wie ich sie in einem Buch noch nie finden konnte. Fantastisch!!!
Wir reisen in die Vergangenheit, zu Meilensteinen der Buchgeschichte (bspw. die Entstehung der ersten Bibliothek in Alexandria), zu geschichtlichen Persönlichkeiten wie wir sie im Geschichtsunterricht kennenlernten, von den ersten Druckmaschinen, Steintafeln; von Kriegen um Bücher, von Papierrollen, die Gier danach, sie alle zu besitzen, koste es was es wolle. Wenn man hier auch bedenkt, dass Papier Mangelware und kostspielig war, bekommt die Erzählung noch einen interessanten Aspekt dazu. Früher las man auch nicht leise vor sich hin, man las laut vor. Als Menschen anfingen leise zu lesen, kam dies den anderen Suspekt vor.

Diese Lektüre ist interessant, spannend, fundiert recherchiert, eindringlich und verbindet viele Stränge miteinander, wie wir sie sonst nicht erfahren würden. Wir springen beim Lesen in sagenhafte Zeitreisen nach Alexandria, Ägypten, und nach Rom, Italien; nach Indien und andere Kontinente.
Mich hat das Buch sehr begeistert und ich werde es sicherlich bei Zeiten nochmals lesen/hören, denn ich konnte mir diese Myriade von Informationen gar nicht merken. Hätte mich jemand direkt nach dem Lesen gefragt, worum es geht, hätte ich ihn groß angestarrt. Ich hatte nun einige Zeit darüber nachzudenken und lege es allen Buchliebhaber*in, die etweas über die Geschichte der Bücher und das Erbe der Literatur erfahren wollen, sehr ans Herz. Und wer es nicht lesen möchte, sollte es zumindest wegen des wunderschönen Covers im Regal haben: pssst … es ist eine Papyrus-Pflanze vorne drauf!
Doch eines muss uns bewusst sein: egal wie viele Bücher wir lesen, wir werden nie alle lesen können – das stimmt mich etwas unfröhlich :-) … und zeitgleich lässt mich aber auch glauben, dass Bücher NIEMALS aussterben werden!
„Die Leidenschaft des Buchsammlers gleicht der, eines Reisenden. Jede Bibliothek ist eine Reise; jedes Buch ist ein Fahrschein mit unbegrenzter Gültigkeit.“