Berührende Mutter-Tochter-Beziehung und die Suche nach den eigenen Wurzeln

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didienvoyage Avatar

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"Meine Mutter starb diesen Sommer. Ein Lied im Radio war nur noch ein Geräusch und keine Einladung mehr mitzusingen, obwohl keine von uns den Text kannte. Ein Regenguss war nur noch Wetter und keine Gelegenheit mehr, nach draußen zu laufen und barfuß in einer Pfütze zu tanzen."

Die Welt der 14-jährigen Billie passt in eine Hochhaussiedlung mit Blick auf die Autobahn. Quizsendungen im Fernsehen, einen Nachbarn, der Marmeladengläser öffnen kann und die Fantasie einer liebevollen Mutter - mehr braucht Billie nicht in ihrer kleinen Welt. Wäre da nicht die immer währende Frage nach den eigenen Wurzeln? Wieso wechselt ihre Mutter Marika sofort das Thema, wenn Billie nach ihrem Vater fragt? Und wieso träumt sie immer wieder vom Meer? Plötzlich tritt die mürrische Großmutter in das Leben der beiden, und der Sommer ist zu Ende, noch bevor er richtig angefangen hat.

Elena Fischer zeichnet ihre bunten Charaktere so liebevoll, dass sie einem direkt ans Herz wachsen und man sich gemeinsam mit ihnen auf dem Sofa lümmeln sieht. Ihre Sätze sind treffend formuliert, sie treffen ins Herz und haben gleichzeitig einen Witz der berührt. Sie beschreibt eine liebevolle Mutter-Tochter-Beziehung, von einem Leben und dem Sinn für die kleinen Dinge, die glücklich machen. Von Freiheit und gleichzeitig den Banden der Familie, die einem immer wieder versuchen Fesseln anzulegen.

Für mich ist Paradise Garden kein klassisches Road-Trip-Buch, auch wenn dieses Element der Suche nach Billies Vater ein wichtiges ist. Doch es steht weniger die Fahrt selbst im Fokus, als der Kampf mit den eigenen Gefühlen, sich von altem zu lösen und neues zuzulassen. Mit Paradise Garden ist Elena Fischer ein toller Debütroman gelungen, der uns mit den Protagonisten leiden lässt und gleichzeitig tröstet.