Sehr "umgangssprachlicher" Erfahrungsbericht

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mysticcat Avatar

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Das Buch "Peace, Moms" von Evelyn Weigert hat mich mit seiner Covergestaltung und augrund seiner Thematik neugierig gemacht. es handelt sich dabei um ein sehr persönliches und mutiges Buch über die Höhen und Tiefen des Elternseins. Es lebt von der ehrlichen Beschreibung vielschichtiger und oft wiedersprüchicher Gefühle, die viele Mütter, und auch einige Väter, sehr häufig durchleben.

Der offene und schonunglos ehrliche Umgang mit diesen Gefühlen macht, meiner Meinung nach, den Reiz dieses Buches aus. Die Autorin teilt ihre Erfahrungen, weist aber darauf hin, dass sie damit auf gar keinen Fall andere belehren möchte, da sie das auch selbst nicht will.

Zentrale Themen dieses Buches sind Überforderung, gesellschaftliche Erwartungen, übersteigerte und unrealistische Erwartungen an sich selbst, und das ganze in einem lockeren Ton.

Womit ich auch beim Hauptkritikpunkt bin: dieser Ton fällt, für meinen Geschmack, sogar zu locker aus. Für m ich sogar befremdlich locker, obwohl ich nur wenige Jahre älter bin als die Autorin. Ich selbst kenne niemandne, der auch nur annäherend so schreibt oder spricht - auch niemanden aus dem Bekanntenkreis, der 10 oder 15 Jahre jünger ist. Das kann jedoch auch auf die gegraphischen Gegebenheiten zurückzufüren sein. Wien und Berlin sind, eben doch, sehr verschieden.

Inhaltlich kann ich mich häufig wiederfinden. Zwei Vollzeitjobs, keine Hilfe von Außen, bauliche Mängel in der Wohnung, gesundheitliche Schwierigkeiten, all das habe ich ebenso durchlebt und hatte auch mit ähnlichen Punkten zu kämpfen. Der Erfahrungsbericht der Autorin schafft Verbundenheit, statt den Zeigefinger zu erheben.

Was ich mir jedoch nicht erklären konnte ist, wie man es nicht schafft, ein Abendessen zu kochen, aber locker neben dem ganzen Chaos ein Buch zu schreiben, das passt für mich nicht so richtig zusammen. Das wird leider nicht aufgegriffen, und trägt zu einem gemischten Gesamteindruck bei. Auch zukünftig werde ich bei Erfahrungsberichten in diesem Bereich Blogs bevorzugen, da habe ich das Gefühl, noch "näher am Geschehen" zu sein, auch zeitlich.

Fazit: Den originellen Schreibstil fand ich auf den ersten Seiten super, nach 50 Seiten hat er mich genervt - zu viele Anglizismen. Ebenso ist es für mich nicht stimmig, dass man seinen Alltag fast nicht geregelt bekommt, und nebenher ein Buch schreibt. Ich bleibe lieber bei "Familienblogs".