Ein bewegendes Buch
Pearly Everlasting von Tammy Armstrong, in der deutschen Übersetzung von Peter Torberg, ist ein stilles, poetisches Buch, das lange nachhallt. Erzählt wird die Geschichte der fünfzehnjährigen Pearly, die im Kanada der 1930er-Jahre in einem abgelegenen Holzfällercamp aufwächst – gemeinsam mit Bruno, einem Bären, den sie als Bruder betrachtet. Als Bruno beschuldigt wird, einen Mann getötet zu haben, und verschwindet, beginnt für Pearly eine abenteuerliche Reise durch die Wildnis, die ebenso äußere wie innere Prüfungen bereithält. Die Übersetzung überzeugt durch ihre ruhige, eindringliche Sprache, die die Naturbilder und emotionalen Nuancen des Originals sensibel wiedergibt. Torberg gelingt es, die Poesie und die gelegentliche Sperrigkeit des englischen Textes beizubehalten, ohne ins Pathetische abzurutschen. Der Roman lebt nicht von lauter Dramatik, sondern von leisen Tönen, von der intensiven Beziehung zwischen Mensch und Tier und von der Frage, was Familie wirklich bedeutet. Pearly ist eine ungewöhnliche Heldin – verletzlich, willensstark und tief mit der Natur verbunden. Ihre Sicht auf die Welt ist geprägt von einer Mischung aus kindlicher Unschuld und bemerkenswerter Klarheit. Zwar verlangt das Buch durch seinen ruhigen Erzählrhythmus ein wenig Geduld, doch wer sich darauf einlässt, wird mit einer berührenden, fast märchenhaft anmutenden Geschichte belohnt.