Schöner Schreibstil, unaufgeregter Erzählton

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the.reading.lamb Avatar

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In dieses Buch habe ich reingelesen und mich direkt wohl gefühlt. Die Sprache ist wirklich schön und stellenweise leicht poetisch. Sie bettet einen sanft ein und trägt einen mit ihrer ruhigen Erzählstimme davon.

Ein Holzfällercamp in den kanadischen Wäldern. Hier wächst Pearly mit ihrer Schwester Ivy und ihrem Bärenbruder Bruno auf. Sie und Bruno sind unzertrennlich. Doch als eines Tages ein Mann tot aufgefunden wird, wird Bruno beschuldigt, für den Tod verantwortlich zu sein und wird daher weggebracht. Es ist Winter, die Wälder sind groß, doch ihr Wille, Bruno zu finden, ist ebenfalls riesig.

Die Familiendynamik hat mir sehr gut gefallen. Vater und Mutter strahlen eine behütende Wärme aus. Ihre Liebe zu ihren Kindern spiegelt sich in ihren Worten und Taten wider. Pearly selbst ist ein doch eher eigensinniger Charakter. Von den weiteren Personen im Camp bekommen wir überwiegend am Rande etwas mit. Was sich aber in jedem Fall zeigt, ist die Verbundenheit, die sie alle durch die harte Arbeit unter schwierigen Bedingungen zueinander haben.

“Wir alle, mit unserer ramponierten Freundlichkeit, gaben aufeinander acht, denn unser Überleben hing davon ab.” (S. 23)

Die meiste Zeit sind wir an Pearlys Seite und erleben die Suche nach Bruno aus der Ich-Perspektive. Wir bekommen aber zwischendurch immer mal wieder mit, was sich gerade im Camp tut. Hier wechselt dann natürlich auch die Erzählperspektive. Das hat mir gut gefallen, da es interessant war zu beobachten, wie diese beiden Erzählstränge aufeinander zu steuern.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Allerdings habe ich den Handlungsverlauf in der Mitte der Geschichte als etwas schleppend empfunden. Der grundlegende Erzählton ist eher unaufgeregt, was sich selbst bei intensiven Szenen nicht wirklich geändert hat, wodurch die nötige Spannung nicht immer aufkommen konnte. Zum Ende hin konnte mich die Autorin doch nochmal mitnehmen und ich konnte versöhnlich mit der Geschichte abschließen.