Beeindruckende Roman-Biografie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lesemanege Avatar

Von

Im HERStory-Podcast von Jasmin Lörchner hörte ich das erste Mal von Peggy. Von Peggy Guggenheim. Und so war mir klar, für dieses Buch nehme ich mir wirklich Zeit, denn viele Informationen werden auf mich niederprasseln. Und: Es galt ein Lebensgefühl aufzunehmen.

Debütantin, Libertin, Bohemienne. Peggy war alles und nichts davon. Den Autorinnen ist ein bewegendes Werk gelungen, das – natürlich – von seiner vielschichtigen, facettenreichen Protagonistin lebt.

Behandelt wird Peggys Leben in der Zeit von 1912 bis 1938. Wir begleiten Peggy bei ihrer persönlichen Entwicklung und von New York bis Paris über London nach Venedig. Als Frau in einer von Männern dominierten (Kunst-)Welt kämpft sie gegen gesellschaftliche Erwartungen und geht ihren eigenen, unkonventionellen Weg. Vom privilegierten Upper Class-Mädchen entwickelt sie sich zur Kunstikone Europas und dieser Weg ist ein starkes Beispiel für Selbstbestimmung und Widerstand gegen patriarchale Strukturen.

Ich lernte Manets „Olympia“, Cézannes „Das Meer bei L’Estaque“, Galas „Die Geburt der flüssigen Begierde“ und Légers „Männer in der Stadt“ kennen. Ich wusste nicht, dass Sam Beckett Sekretär von James Joyce war! Ich habe nie Emma Goldmans „Gelebtes Leben“ gelesen! Das ganze Buch ist - wie erhofft - gespickt mit vielen Informationen über die Künstler:innen dieser Zeit, die Teil von Peggys Leben waren – Träumchen.

Einzig die zu fließend eingebrachten Dialoge, für mich dadurch nicht sofort als solche erkennbar, immer mit einer minimalen Verzögerung, störten mich stilistisch. Darüber hinaus hätte ich mir gewünscht, der Fokus wäre nicht so stark auf ihre Beziehung zu Laurence Vail gelegt worden, auch wenn sie zweifelsfrei prägend für Peggy war.

In jedem Fall bin ich hoch motiviert, mich näher mit dem Surrealismus zu befassen und würde mir einen zweiten Teil wünschen, der zwischen letztem Kapitel und Epilog spielt.