Freundschaft ist das beste Mittel bei Herzschmerz

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elke seifried Avatar

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Hat sich Nils auf einen gemütlichen Abend, an dem er von Lou die Füße massiert bekommt, vorgestellt, macht ihm Marie mit ihrem Hilfeschrei »Kannst du kommen, Lou? Ich dreh gleich durch.« »Ich hab den Mistkerl im Bad eingesperrt«, erklärt meine Freundin und ruft im nächsten Moment: »Von wegen Max, du Ar...«, einen Strich durch die Rechnung und dass die beiden wenig später mit Sack und Pack von Marie in seiner Wohnung stehen, amüsiert ihn auch nicht sehr. Als dann auch noch Kim, die nach einem Beziehungsaus mit ihrer Fußpflege auf Norderney geflüchtet ist, nach einem Beinbruch die Unterstützung ihrer beiden Freundinnen dringend braucht, und beide sie deshalb besuchen wollen, hatte auch Lou die längste Zeit eine glückliche Beziehung. Beste Voraussetzungen, um die Gartenlaube, in der sie auf der Insel auf die Schnelle unterkommen als Pension Herzschmerz zu bezeichnen.

Als Leser landet man mit Lou und Anna bei Kim auf der Insel, kutscht diese zu Fußpflegeterminen und lernt dabei nicht nur viele nette Insulaner kennen, sondern verliebt sich auch mit den beiden in die Insel. Man erfährt ob aus, »Das ist die Chance, Lou! Komm, trau dich! Wie oft haben wir in der Vergangenheit zusammengesessen und von einer eigenen kleinen Pension geträumt. « etwas wird und ein klein wenig darf man auch mitfiebern, was sich liebestechnisch bei den drei jungen Damen tut. Bewerber und mehr oder weniger Gefühle gibt es zumindest bei allen drei. Mehr will ich aber gar nicht verraten, vielleicht noch so viel, dass für einen Kandidaten gilt, »Kannst du dir das vorstellen? Jan und ich? Er ist Bürgermeister. Ich interessiere mich nicht die Bohne für Politik. Und ich würde mich niemals in so ein schickes Kostüm zwängen wie die gut aussehende Brünette, mit der er unterwegs war.« »Das kleine Schwarze würde dir auch besser stehen«

„Eine beste Freundin ist wie eine Laterne am Weg. Sie macht ihn zwar nicht kürzer, aber heller. Ich darf mich glücklich schätzen, gleich zwei richtig gute Freundinnen an meiner Seite zu haben, denke ich und laufe ihnen nach.“Die drei Mädels bilden wirklich ein Dreamteam. So absolut füreinander da, sind so schnell keine Freundinnen mehr und diese Freundschaft ist Dreh- und Angelpunkt, um die sich die Geschichte dreht. Ich bin vielleicht schon ein wenig zu alt, habe manches daher schon fast als übergriffig empfunden, wenn die eine für die andere entscheidet oder antwortet, aber für solch junge Leute passt das gut. Gelungen ist auf jeden Fall, dass sie sich ehrlich, direkt auch das sagen, was vielleicht nicht so gut gefällt.

Der flotte, frische Sprachstil der Autorin liest sich locker, leicht, ein richtiger Roman zum Weglesen und dabei völlig abschalten können. Christine-Marie Below beschreibt anschaulich und lebendig, sodass man sich mit vor Ort träumen kann. Durch die Frage, was wird aus dem Traum einer gemeinsamen Pension werden wird, ob sie die erforderlichen Fürsprecher auf der Insel dafür gewinnen können und auch ein wenig ob eine Beziehung zum Bürgermeister eine Chance hat, war ich durchaus auch ans Buch gefesselt.

Kim mochte ich persönlich am liebsten von den drei Frauen, über Anna konnte ich definitiv am meisten schmunzeln und mit Lou habe ich wohl in Liebesdingen am meisten gefiebert, vor allem, weil sie ein gehöriges Päckchen aus der Vergangenheit zu tragen hat. Alle haben ihre Ecken und Kanten und sind lebendig gezeichnet, auch die Nebendarsteller. Unter denen konnte ich über Timos Nachbarin, Frau Krassnitz, die schon mal den Bolzenschneider ansetzt, um Anna bei ihrem Auszug von ihm zu helfen viel grinsen und Fiete, konnte mich sehr für sich einnehmen, mit seiner hilfsbereiten Art.

Die Tatsache, dass gilt »Ihr seid auf Norderney. Hier kennt jeder jeden, und alle wissen Bescheid..«, fängt die Autorin gelungen ein, man sieht die schönsten Eckchen der Insel auch ein paar interessante Details, wie z.B. »Klar gibt’s hier Rehe, und zwar verdammt viele. Genau wie Kaninchen haben Rehe hier keine natürlichen Feinde. Die vermehren sich wie sonst was und fressen dir den Vorgarten leer, wenn du Pech hast.« oder auch »Hier auf Norderney sagt man nicht einfach ›Supermarkt‹«, erklärt Kim. »Die kleinen Läden, die es überall auf der Insel gibt, heißen ›Manfred Kruse‹. Früher hießen sie ›Konsum‹, was ältere Insulaner immer noch sagen.«, kann man erfahren. Bei mir persönlich gehört für das perfekte Urlaubsfeeling an der See allerdings auch noch der frische Fisch dazu, aber der Mund wurde mir hier nur einmal bei Kims Bestellung Spaghetti Nordernara mit Kutterkrabben und Speck wässrig gemacht, bei den jungen Mädels ist eben Burger, Schnitzel, Currywurst und Grillen einfach mehr angesagt.

Alles in allem bekommt man hier einen locker, leichten Frauenroman der einen mit drei spritzigen Mädels, die nicht über Herzschmerz lamentieren, sondern ein Aktivprogramm dagegen vorlegen, auf die malerische Nordseeinsel Norderney entführt. Perfekt für den Liegestuhl, um eine Prise Urlaubsfeeling zu tanken. Für mich persönlich reicht es nicht mehr ganz für fünf Sterne, aber sehr gute vier, sind auf jeden Fall drin und ja auch nicht zu verachten.