Liebeskummer auf Norderney

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
coni90 Avatar

Von


Nachdem Louise den gemeinsamen Pärchenabend mit Partner Nils abbrechen muss, um ihre Freundin Anna zu unterstützen, da diese von ihrem Freund betrogen wurde und spontan aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen muss, hängt der Haussegen schief. Als Lou dann auch noch mit Anna ein paar Tage nach Norderney reisen möchte, um ihrer Freundin Kim auszuhelfen, die sich den Fuß gebrochen hat, stellt Nils sie vor die Wahl: Er oder ihre Freundinnen. Kurzerhand reist Lou daraufhin mit Anna nach Norderney. Vor Ort stellen sie überrascht fest, dass auch Kim an einem gebrochenen Herzen leidet. Gemeinsam versuchen sie, sich gegenseitig über ihren Liebeskummer hinwegzuhelfen. Dabei entsteht der spontane Plan, gemeinsam auf Norderney eine Pension „Herzschmerz“ zu eröffnen und Mitleidenden eine Perspektive zu geben. Die drei Freundinnen sind Feuer und Flamme und stürzen sich in die Bewerbung auf die in der Nähe befindliche Pension, die schon bald zur Vermietung frei werden soll…

„Pension Herzschmerz“ ist ein netter, seichter Sommerroman, der auf Norderney spielt. Die Protagonistinnen Lou, Anna und Kim sind beste Freundinnen und hauptsächlich spielt sich die Geschichte in Dialogen zwischen den Freundinnen ab. Die Dialoge bleiben dabei jedoch meist oberflächlich und somit fehlte es mir inhaltlich insgesamt leider an Tiefgang. Der Sprachstil bleibt dabei stets sehr leicht und locker, wodurch die Seiten nur so dahinfliegen. Die Handlung plätschert jedoch nur nach und nach vor sich hin.

Obwohl die Protagonistinnen sehr überstürzt beschließen, eine Pension gemeinsam auf Norderney eröffnen zu wollen, folgt daraufhin keine tüchtige Geschäftigkeit. Mir als Leserin erschloss sich leider nicht, weshalb die Protagonistinnen nur in der Fantasie eine Pension „planen“ und keine ernsthafteren, konkreteren Pläne erstellen. Auch Finanzielles schien überhaupt kein Thema zu sein. Dabei sind die 3 Freundinnen nicht wohlhabend und auf ihre derzeitigen Jobs sehr angewiesen. Die Protagonistinnen stürzen sich mit einer Blauäugigkeit und Naivität in Traumvorstellungen, dass ich sie für deutlich jünger als beschrieben gehalten habe. Dieser Widerspruch blieb bei mir leider bis zum Ende bestehen. Darüber hinaus tingeln die 3 meist entspannt als Feriengäste über die Insel, was diesen Widerspruch noch verstärkte und mich irritierte. Zumal Lou und Anna angereist waren, um Kim zu ihren Fußpflegeterminen zu bringen – dies geschieht aber nur selten. Wie Kim davon ihre Existenz sichern möchte, war mir stets unklar. Leider konnte sich aus Ermangelung umfassender Landschaftsbeschreibungen, sondern vermehrt inhaltsloser heiler Welt- Dialoge auch ein Urlaubsgefühl nicht so richtig bei mir einstellen.

Die beginnende Liaison zwischen Lou und dem Bürgermeister war aufgrund des Klappentextes bereits zu erwarten. Im Verlauf der Geschichte war ich jedoch überrascht, als Lou plötzlich verkündete, sie habe sich in ihn verliebt. Das ist an mir leider vorbeigegangen. In die Gedankenwelt der Protagonistinnen wurde ich als Leserin leider zu wenig einbezogen. Dies habe ich ferner in Bezug auf Lous Trauma der Vergangenheit empfunden. Ihre emotionale Aufarbeitung hat nebenher stattgefunden bzw. wurde am Rande erwähnt, ohne den Leser einzubinden.

Auch Spannung und primär das Lesefieber, unbedingt weiterlesen zu wollen, blieb bei mir leider aus. Ich musste das Buch in mehreren Anläufen lesen. Schade! Denn in der Grundidee steckt viel Potential.

Zusammenfassend handelt es sich um eine seichte, nette Lektüre für Zwischendurch. In den Bann gezogen oder in eine entspannte Urlaubsstimmung versetzt hat sie mich leider nicht.