Vergangenheitsbewältigung in Argentinien

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„Perla“ von Carolina de Robertis. Hintergrund der Geschichte ist die argentinische Militärdiktatur, die von 1976 bis 1983, nach dem Putsch von  Isabel Perón die Herrschaft unter Jorge Videla, dem Oberkommandierenden, übernahm. Eine dunkle Zeit der argentinischen Geschichte. Es kam zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen mit Staatsterror mit willkürlichen Verschleppungen, Folter und Mord (ca. 30.000 Opfer)

Perla war ein Kind als die Diktatur fiel. Behütet aufgewachsen mit einem Offizier als Vater, über dessen Arbeit, wie über Politik überhaupt, nicht geredet wurde. Perla, die Hauptperson, berichtet aus ihrer Perspektive, wie sie durch ihre Umgebung sehr wohl eine Ahnung der Geschehnisse bekam. Vielleicht rührt daher ihr Wunsch Psychologie zu studieren anstatt Medizin. Eines Abends findet sie, heute 22 Jahre alt, in ihrer Wohnung einen nackten, nassen Mann. Dieser erzählt wiederum aus seiner Perspektive, denn er ist einer der „desaparecidos“, der Verschwundenen. Ein sehr interessanter Aufbau der Geschichte, einfühlsam und gut verständlich geschrieben, hätte ich am liebsten gleich weiter gelesen. Ein persönlicher Roman, der aber Einblick in einen Teil der jüngsten Weltgeschichte vermittelt, die leider oft vergessen wird.