Viel besser als erwartet!

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bedard Avatar

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Das Cover des Buches hat mich eher abgeschreckt und halbwegs hatte ich befürchtet, ein kitschiges Frauenbuch vorgestellt zu bekommen. Lediglich der Vergleich mit Marquez hat mich bewogen, die LP anzufangen und dann überrascht festzustellen, dass die LP ganz anders als erwartet ist:
Eine junge Frau findet im Wohnzimmer ihres Elternhauses einen nackten, nassen und halbtoten Mann vor. Als er trotz Auffordung nicht verschwindet, versorgt sie ihn unverständlicherweise mit Wasser und Nahrung. Schließlich geht sie zu Bett und hofft, er verschwindet über Nacht. Als er immer noch da ist, geht sie in die Uni und findet ihn abends unverändert im Wohnzimmer vor. Der Fremde hat in der Zwischenzeit versucht, sich zu erinnern. Offensichtlich gehört er zu den Verschwundenen der Militärdiktatur in Argentinien.
Im Rückblick auf die Kindheit und Jugend der jungen Frau erfährt man, dass der Vater ein Offizier ist und anscheinend einer der Täter in diesem dunklen Kapitel der argentinischen Geschichte war. Als sich seine Tochter in einem veröffentlichten Schulaufsatz mit diesem Thema auseinandersetzt, reagiert der Vater verletzt und verletztend. Als brave Tochter beschließt sie, nicht mehr zu schreiben. Ihr Entschluss, ein Psychologiestudium anstelle des vom Vater gewünschten Medizinstudiums zu beginnen, ist daher eine echte Auflehnung.
Sehr gut geschriebene, spannende Leseprobe, die Lust aufs Weiterlesen macht!