Atmosphärisch und poetisch
Dieser kleine wunderbare Roman hatte es unfairerweise nicht leicht bei mir. Die laute Konkurrenz starker Lesehighlights, gegen die sich die leise erzählte Geschichte durchsetzten musste, war groß.
Der erste Roman der englischen Autorin Siân Hughes wurde in England zum Überraschungserfolg und landete 2023 auf der Longlist für den Booker Prize. Das spricht sehr für die feine Qualität ihrer sensibel und zart erzählten Geschichte.
Im Zentrum des Romans steht die Suche nach einem Warum. Die Mutter der Ich-Erzählerin Marianne verschwand, als sie 8 Jahre alt war und muss fortan mit ihrem kleinen Bruder und ihrem Vater alleine das Leben und den Alltag bewältigen.
Warum ist die Mutter damals aus dem Haus gegangen und nie mehr wieder gekommen?
Die Erzählerin schildert Episoden aus ihrer Kindheit, die fortan vom Fehlen der Mutter überschattet ist. Aber sie beschreibt auch die Erinnerungen an ihre Mutter, die allesamt voller Wärme, Lieder und Liebe sind.
Marianne wird älter und versteht immer mehr, was sich damals vielleicht im Inneren ihrer Mutter abgespielt hat. Und warum sie nicht mehr da ist.
Seit ihrer Kindheit ist die Erzählerin auf der Suche nach der verlorenen Geborgenheit, die sie damals mit ihrer Mutter spürte. Sie möchte selber einen kleine Familie und ein zu Hause haben. Doch als sie Mutter wird, droht die Vergangenheit sie einzuholen…
„Wenn eine nahestehende Person in den Fluss geht und nie mehr daraus auftaucht, bedeutet das, dass diese Möglichkeit auch uns anderen offensteht.“
Anders als der Klappentext vielleicht suggereriert ist „Perlen“ kein spannender Roman im Sinne von klassischer Suspense und die Spurensuche nach dem Geheimnis der Mutter findet eigentlich hauptsächlich in der Innenwelt und der Erinnerung der Erzählerin statt.
Vielmehr ist der Roman eine leise Erkundung wie sich psychische Erkrankungen über die Generationen auswirken und weitergegeben werden können. Mir persönlich war dieser Punkt fast zu dezent ausgearbeitet, aber vielleicht bin ich durch die oben erwähnten laut schreienden Lesehighlight auch etwas abgestumpft.
Auch der episodenartige Erzählstil mit den großen Zeitsprüngen hat mir persönlich nicht so zugesagt.
Die Atmosphäre hingegen hat mir wirklich sehr gut gefallen. Unter den Beschreibungen der wie verzaubert beschriebenen Kindheit in dem verwilderten Haus, in dem Brot gebacken, gesungen und gelacht wird, liegt eine dunkle Traurigkeit, die sich durch den ganzen Roman zieht und sich erst gegen Ende emotional auflöst.
Ich denke, „Perlen“ ist ein äußerst zeitloser und empfehlenswerter Roman, der sicher und hoffentlich noch viel gelesen werden wird!
Der erste Roman der englischen Autorin Siân Hughes wurde in England zum Überraschungserfolg und landete 2023 auf der Longlist für den Booker Prize. Das spricht sehr für die feine Qualität ihrer sensibel und zart erzählten Geschichte.
Im Zentrum des Romans steht die Suche nach einem Warum. Die Mutter der Ich-Erzählerin Marianne verschwand, als sie 8 Jahre alt war und muss fortan mit ihrem kleinen Bruder und ihrem Vater alleine das Leben und den Alltag bewältigen.
Warum ist die Mutter damals aus dem Haus gegangen und nie mehr wieder gekommen?
Die Erzählerin schildert Episoden aus ihrer Kindheit, die fortan vom Fehlen der Mutter überschattet ist. Aber sie beschreibt auch die Erinnerungen an ihre Mutter, die allesamt voller Wärme, Lieder und Liebe sind.
Marianne wird älter und versteht immer mehr, was sich damals vielleicht im Inneren ihrer Mutter abgespielt hat. Und warum sie nicht mehr da ist.
Seit ihrer Kindheit ist die Erzählerin auf der Suche nach der verlorenen Geborgenheit, die sie damals mit ihrer Mutter spürte. Sie möchte selber einen kleine Familie und ein zu Hause haben. Doch als sie Mutter wird, droht die Vergangenheit sie einzuholen…
„Wenn eine nahestehende Person in den Fluss geht und nie mehr daraus auftaucht, bedeutet das, dass diese Möglichkeit auch uns anderen offensteht.“
Anders als der Klappentext vielleicht suggereriert ist „Perlen“ kein spannender Roman im Sinne von klassischer Suspense und die Spurensuche nach dem Geheimnis der Mutter findet eigentlich hauptsächlich in der Innenwelt und der Erinnerung der Erzählerin statt.
Vielmehr ist der Roman eine leise Erkundung wie sich psychische Erkrankungen über die Generationen auswirken und weitergegeben werden können. Mir persönlich war dieser Punkt fast zu dezent ausgearbeitet, aber vielleicht bin ich durch die oben erwähnten laut schreienden Lesehighlight auch etwas abgestumpft.
Auch der episodenartige Erzählstil mit den großen Zeitsprüngen hat mir persönlich nicht so zugesagt.
Die Atmosphäre hingegen hat mir wirklich sehr gut gefallen. Unter den Beschreibungen der wie verzaubert beschriebenen Kindheit in dem verwilderten Haus, in dem Brot gebacken, gesungen und gelacht wird, liegt eine dunkle Traurigkeit, die sich durch den ganzen Roman zieht und sich erst gegen Ende emotional auflöst.
Ich denke, „Perlen“ ist ein äußerst zeitloser und empfehlenswerter Roman, der sicher und hoffentlich noch viel gelesen werden wird!