Eine Mutter verschwindet

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guildenstern Avatar

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Verletzungen, Verlust, Ängste - das hat ihre Mutter bei Marianne angerichtet, als sie einfach ohne Erklärung aus der Familie verschwand. Die Achtjährige hat sehr genaue Erinnerungen an ihre Kindheit - Glück und Geborgenheit, die sie in der Nähe der Mutter spürte, aber auch Geheimnisse, alter Aberglaube, magische Beschwörungsformeln ... Schade, dass man die Kinderreime - oder sind es Zaubersprüche - nicht kennt, die jedes Kapitel einleiten. Man müsste natürlich auch das mittelalterliche Gedicht "Pearl" kennen, in dem ein Mann eine Perle verliert und sie schließlich nach langem Suchen und Trauern wieder findet: sie hat sich in eine perlenbekleidete Jungfrau verwandelt und lebt mit anderen Mädchen in einem paradiesischen Garten auf der anderen Seite des Flusses. Symbolhaft wie so vieles, das Marianne glaubt und empfindet. Psychische Probleme hat die verschwundene Mutter ihr vererbt. Eindrucksvoll schildert Marianne, wie sie eine vorübergehende Psychose erlebt. Hätte man das Kind aufgeklärt über alles, was die Erwachsenen (das ganze Dorf) wussten, wäre ihr mancher Irrweg erspart geblieben. Denn sie muss warten, bis sie selber erwachsen und Mutter einer Tochter ist, bevor sich das Geheimnis lüftet, warum ihre Mutter aus der Familie fortging. Nach alledem kann sie ihr vergeben. Ein sehr eindringlicher Roman!