Erinnerungsfetzen

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gabriele 60 Avatar

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Marianne war acht, als ihre Mutter spurlos verschwand. Damals war gerade der kleine Bruder geboren, der nun ebenso mutterlos aufwachsen musste wie sie. Schon damals war sie etwas „verkorkst“, denn sie war, statt zur Schule zu gehen, von der Mutter zu Hause unterrichtet worden. Nach deren Verschwinden machte ihr die Außenseiterrolle das Leben schwer.
Als ihre eigene Tochter zur Welt kam, versuchte Marianne ihr Leben aufzuarbeiten: „Ich habe mich mit mir selbst darauf geeinigt, es niemals so zu machen, wie meine Mutter, bevor ich nicht alles, was mir von ihr noch im Gedächtnis ist, getreulich aufgeschrieben habe. Die Vereinbarung mit mir habe ich vor Susannahs Geburt getroffen, und anschließend musste ich den Nachtrag anfügen, dass ich außerdem warten würde, bis mein Kind mindestens 18 ist, bevor ich fortgehe und nie mehr zurückkomme.“

Das Buch ist zwar in einer schönen Sprache geschrieben, mir hat es trotzdem nicht gefallen, weil zu viele schreckliche Episoden aneinandergereiht sind. Zudem waren manche Einzelheiten für mich nicht nachvollziehbar. Die hätte ich lieber zum selbstständigen Roman ausgebaut gelesen, um sie nicht so zusammenhanglos zu erleben. Erst in den letzten beiden Kapiteln wurde die Aussage des Romans deutlich: Das Aufarbeiten eines Traumas und das Nachspüren über die eigenen daraus folgenden Besonderheiten.

Sián Hughes (*24. September 1965) wuchs in dem kleinen Dorf in Cheshire auf, wo „Perlen“ auch spielt. 2009 stand sie mit ihrem Gedichtband „The Missing“ auf der Longlist des Guardian First Book Award, kam in die engere Wahl für den Felix Dennis und den Aldeburgh Prize und gewann den Seamus Haenaey Centre Prize für Poetry. „Perlen“ ist ihr erster Roman. Er stand auf der Longlist für den Booker Prize und auf der Shortlist für den Auhtor’s Club Best First Novel.