Ruhiges, melancholisches Buch über den frühen Verlust der eigenen Mutter

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luisabella Avatar

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»Ich weiß, auch dafür gibt es ein Wort. Bagatellisierung. Viel einfacher als völlige Verleugnung. Verleugnung erfordert die Fähigkeit, die selbst wahrgenommenen Primärdaten einfach wegzuschieben. Beim Bagatellisieren kann man sie sehen und hören und muss sie dann nur in eine weniger dramatische Kategorie einordnen.« (S. 78)

Als die Protagonistin Marianne ein 8-jähriges Mädchen ist, verschwindet ihre Mutter während ihrer kurzen Ruhepause vom Alltag und lässt die Tochter, das kleine Baby Joe und den Vater zurück. ›Wie konnte ich sie verlieren und nicht wiederfinden?‹ — diese Frage begleitet Marianne durch ihre Kindheit, Jugend, als Erwachsene und schließlich als sie selbst Mutter ist noch immer. In Fragmenten blickt sie auf ihr Leben zurück und mäandert in ihren bruchstückhaften Erinnerungen, die ihr langsam bei der Lösung des Rätsels helfen.

»PERLEN« von Siân Hughes (übersetzt von Tanja Handels) erzählt in der Rückblende vom frühen und rätselhaften Verlust der eigenen Mutter; der Aufarbeitung dessen und Trauerarbeit, die ein Leben lang andauert.

Obwohl dies ein sehr emotionales Thema ist, die düsteren Kinderreime und -Lieder zu Beginn der Kapitel die Stimmung des Romans untermauern, die Natur authentisch beschrieben wird, bleibt mir die Protagonistin fremd und ich finde keinen Zugang zu diesem Roman. Ja, es gibt poetische Passagen und lebenskluge Sätze, die zum Nachdenken anregen können. Aber dennoch lässt mich »PERLEN« unberührt und mit unbefriedigenden Fragezeichen zurück, die vielleicht auch gewollt sind. Mich konnte der Roman leider nicht begeistern, aber die vielen anderen Stimmen sprechen für den Roman. Ein CN zu Beginn wäre angemessen, wer sich mit Trauma- & Trauerarbeit sowie psychischer Erkrankung auseinandersetzen möchte, findet hier sicherlich einen möglichen Weg dafür.