Verlust und Erinnerungen

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Mariannes gesamtes Leben ist geprägt davon, dass ihre Mutter plötzlich verschwand als sie 8 Jahre alt war. Die ungeklärte Situation belastet die ganze Familie, der Bruder Joe ist noch ein Baby, der Vater plötzlich überfordert mit der Erziehung zweier Kinder. Es sind die Erinnerungen an die Mutter, die Marianne ständig begleiten durch ihr eigenes Leben als Kind, Jugendliche und schließlich selber als Mutter einer Tochter.
Dieses Buch handelt von der Liebe zwischen Müttern und Kindern und der Kraft der Erinnerungen. In oft alltäglichen Situationen erinnert Marianne sich an die Lieder, die sie gemeinsam gesungen haben, an die Spiele, die sie gespielt haben und die Bücher, die sie gelesen haben. Die Frage nach dem Grund für das Verschwinden der Mutter bleibt immer belastend. Die Trauer lauert oft im Verborgenen und drängt immer wieder an die Oberfläche, ausgelöst durch Gerüche, Worte oder Bilder.
Siân Hughes beschreibt eindrücklich und intensiv, wie die einzelnen Familienmitglieder es schaffen, dieses Trauma zu bewältigen. Marianne schildert als Protagonistin und Ich-Erzählerin ihre Gefühlswelt, vor allem die Sicht des Vaters hätte mich hier zusätzlich noch sehr interessiert.
Unterlegt ist dieser Roman mit Gedichten und Liedzeilen, die jeweils am Anfang jedes Kapitels stehen. Es gibt dafür keine Quellenangaben und sie sind nicht aus dem Englischen übersetzt worden. Ich fürchte, dass ich nicht immer den Zusammenhang zwischen diesen Zeilen und dem folgenden Kapitel verstanden habe, sie haben mir aber trotzdem sehr gut gefallen und sind leicht zu übersetzen.
Ein leises Buch, dass mich sehr berührt hat. Dass es eine Wendung fast am Ende der Geschichte gibt, die alle Geschehnisse in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen, ist eine Überraschung und eine große Bereicherung.