Zwischen Verschwinden und Erinnern: Eine stille, berührende Familiengeschichte

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sasch0406 Avatar

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Schon beim ersten Blick fällt die schöne und sehr passende Gestaltung des Buches ins Auge. Das Cover ist schlicht, aber wirkungsvoll: Ein grüner Hintergrund zeigt mehrere kreisrunde Ausschnitte, die an Perlen erinnern und in denen alte Schwarzweiß-Fotografien durchscheinen. Dieses Motiv passt hervorragend zum Inhalt des Romans, in dem Erinnerungen, Familiengeschichte und Vergangenes eine zentrale Rolle spielen.

Sehr gut gefällt mir auch die hochwertige Ausstattung: Das Buch ist ein gestaltetes Hardcover ohne Schutzumschlag, was ich sehr schätze. Es liegt gut in der Hand, bietet eine tolle Haptik und wirkt gleichzeitig schlicht und edel. Besonders praktisch und schön finde ich auch das eingearbeitete Lesebändchen als Lesezeichen.

Die Geschichte selbst wird aus der Ich-Perspektive von Marianne erzählt und liest sich sehr flüssig. Als Kind musste Marianne erleben, dass ihre Mutter eines Tages das Haus verließ und spurlos verschwand. Was mit ihr geschah, bleibt ungeklärt und hinterlässt eine große Lücke in der Familie: beim Vater Edward und beim kleinen Bruder Joe, der damals noch ein Säugling war.

Der Roman erzählt vor allem davon, wie dieses Verschwinden Mariannes Leben geprägt hat – von ihrer Kindheit über die Jugend bis ins Erwachsenenalter, als sie selbst Mutter einer Tochter wird. Besonders gelungen finde ich, dass das Verschwinden der Mutter zwar während der gesamten Geschichte eine Rolle spielt, aber nicht als reiner Kriminalfall im Vordergrund steht. Stattdessen bildet es den Hintergrund für Mariannes Lebensgeschichte und ihre Entwicklung. Immer wieder wird das Thema aufgegriffen, es gibt Andeutungen über die möglichen Gründe, aber der Roman ist mehr als nur eine Spurensuche.

Diese Balance zwischen dem persönlichen Coming-of-Age-Element und dem tragischen Familiengeheimnis gefällt mir ausgesprochen gut. Jedes Kapitel wird zudem von einem kleinen Gedicht eingeleitet, was dem Buch eine besondere, poetische Note verleiht. Und im Verlauf der Geschichte wird auch klar, warum der Titel „Perlen“ gewählt wurde – das Motiv zieht sich durch die Handlung und ist sehr stimmig umgesetzt.

Insgesamt ist „Perlen“ ein sehr schöner Roman, der von gleich zwei tragischen Lebensgeschichten erzählt, dabei aber nie ins allzu Traurige oder Melodramatische abrutscht. Die Sprache ist angenehm und eingängig, und die Figuren wirken lebendig und glaubhaft. Mir hat das Buch sehr gut gefallen – sowohl inhaltlich als auch in der Gestaltung ist es wirklich empfehlenswert.