Drei Freunde, drei Leben

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elke17 Avatar

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In „Perlenbach“ nimmt uns Anna-Maria Caspari mit in die Eifel. Allerdings diesmal im ausgehenden 19. Jahrhundert zwischen 1867 und 1904, und wie bereits in „Ginsterhöhe“ ist der Blick auf das Leben der Menschen in diesem Landstrich rund um Wollseifen und Monschau (Monjoie) fokussiert. Zeitlich und inhaltlich gesehen ein Prequel, das das Fundament für die Familiengeschichte der Lintermanns legt.

Caspari verfolgt den Weg dreier Jugendlicher zwischen 1867 und 1904, die aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen, und von denen jede/r deshalb auch seine Einschränkungen hinsichtlich der individuellen Lebensplanung hat.

Jacob, der Sohn eines Monschauer Tuchfabrikaten, bekommt von Kindheit an eingebläut, dass er später das familieneigene Unternehmen übernehmen muss. Seine Zukunft scheint gesichert, wäre da nicht eine große Liebe, die nicht sein darf.

Wilhelm, das Bauernkind aus Wollseifen, lernt durch seine Freundschaft mit Jacob ein Leben jenseits von Hunger und Knochenarbeit kennen und möchte das enge und von Armut geprägte Leben in seinem Heimatdorf hinter sich lassen.

Luise, die Arzttochter, hat nur einen Wunsch. Sie will studieren, Ärztin wie ihr Vater werden, aber das ist für Frauen in der damaligen Zeit ein schier aussichtsloses Unterfangen.

Drei Leben, drei Freunde und jede Menge Träume in einer Zeit, in der Lebenswege durch Herkunft und Konventionen vorbestimmt sind und Wünsche und Hoffnungen kaum etwas zählen. Dies beschreibt Caspari mit viel Einfühlungsvermögen und vernachlässigt dabei nicht die gesellschaftlichen Veränderungen, die diesen Zeitraum bestimmen. Seien es die Lebensbedingungen, der technische Fortschritt, die starren Konventionen oder die politische Situation am Vorabend des Ersten Weltkriegs, alles findet seinen Platz in diesem gut recherchierten und an die damalige Realität glaubhaft angelehnten historischen Roman.