Träume der Kindheit vs Lebensweg als Erwachsene

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astrid b Avatar

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Der historische Roman begleitet drei Kinderfreunde, die sich ewige Freundschaft geschworen haben, über die Zeit der Kindheit, Jugend und des Erwachsenenalters.
1867 kommt Wilhelm, der aus einer Bauernfamilie aus Wollseifen stammt, immer über den Winter zu Jacob, dem Sohn des Tuchfabrikanten Becker in Montjoie, als Spielkamerad.
Die Dritte im Bunde ist Luise, die Tochter des Arztes.

Die drei Kinder genießen ihr Zusammensein, haben viel Spaß zusammen und träumen davon, wie ihr Leben einmal aussehen soll.
Wilhelm möchte nicht Bauer werden, sondern in der Tuchfabrik sein Glück machen.
Jacob möchte das Leben genießen und ist gar nicht so begeistert darüber, die Tuchfabrik einmal zu erben und Luises großer Traum ist es, Ärztin zu werden.

Der Leser begleitet die Drei über die Jahre bis ins Jahr 1904 und erlebt dabei, wie sie sich entwickeln, wie sie versuchen, ihre Träume und Wünsche zu erreichen - ob sie sie überhaupt erreichen.
Denn die Zeit, in der sie leben - im ausgehenden 19. Jahrhundert - macht es ihnen nicht leicht.
Alle versuchen sie, die vorherrschenden Normen der damaligen Zeit zu überwinden.
Frauen durften damals noch nicht in Deutschland studieren - Der gesellschaftliche Aufstieg war alles andere als selbstverständlich und ein selbstbestimmtes Leben sehr schwer.

Von der Stimmung her ist es manchmal melancholisch, deprimierend, aber auch hoffnungsvoll.

Interessant sind die "Zwischenschübe", die sich durch das Tagebuch der Lehrerin Friederike ergeben. Sie berichtet dort auch über allgemeine Geschehnisse der Zeit, wie beispielsweise, daß der Vulkan Krakatau ausbricht, Das "3-Kaiserjahr" , Gesetze, die Bismarck erläßt, Die Fahrt der Bertha Benz...
Dadurch bleibt sozusagen der Faden der vergehenden Zeit immer vor Augen.

Ein wenig zu schnell gingen mir ab und zu die Zeitsprünge der drei "Kinderfreunde". Dadurch werden einige Dinge für mich dann doch zu kurz oder schnell abgehandelt.
Das läßt sich wohl bei der Zahl an Jahren, die das Buch ausfüllt, vermutlich nicht vermeiden.

Die drei Protagonisten sind interessant dargestellt, auch wenn man nicht zwingend mit jedem gleich mitfiebert, mitfühlt, sie sind mal mehr, mal weniger sympathisch.

Der Schreibstil ist schön fließend und flüssig, so daß es sich gut lesen läßt.



Fazit:
Die Begleitung dreier Kinderfreunde durch das Leben im ausgehenden 19. Jahrhundert bis ins mittlere Erwachsenenalter mit den ganzen Unwägbarkeiten, die das Leben und vor allem die damalige Zeit ihnen in den Weg gelegt haben.
Manchmal kam mir einiges zu kurz, bedingt durch die lange Zeit, in der der Leser die drei begleitet.
Schöner flüssiger Schreibstil.