Überraschend gut

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rainbookworld Avatar

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Phantasma hat mich positiv überrascht. Anfangs war ich skeptisch, doch schnell hat mich die düstere, atmosphärische Welt gefesselt. Besonders gelungen fand ich den männlichen Hauptcharakter, ein geisterhaftes Phantom, das mit Charme, Witz und einer melancholischen Tiefe überzeugt. Die Chemie zwischen ihm und Ophelia war deutlich spürbar, doch ihre Beziehung wirkte für mich mehr körperlich als emotional.
Der Fokus lag auf dem Bettsport und den Kinks. Voll fein damit. Die Verbindung zwischen den beiden lebt vor allem von Spice und Tension, weniger von echter romantischer Entwicklung. Wer eine gefühlvolle Liebesgeschichte erwartet, wird hier eher ein erotisch geprägtes Zusammenspiel finden.
Positiv hervorheben möchte ich, dass dieses Buch auf toxische Beziehungsmuster verzichtet. Es gibt keine übergriffigen oder problematischen Szenen, was im Genre der romantischen Fantasy leider keine Selbstverständlichkeit ist.
Ein weiterer Aspekt, der sich vom Üblichen abhebt, ist die Darstellung von Zwangsstörungen. Die Autorin beschreibt Ophelias innere Kämpfe mit spürbarer Ernsthaftigkeit. Auch wenn ich selbst nicht betroffen bin, wirkte es auf mich authentisch und respektvoll umgesetzt. Diese Dimension verleiht der Figur Tiefe und macht sie greifbarer.
Weniger überzeugen konnte mich das Worldbuilding. Die Idee einer Prüfung durch neun höllische Ebenen klingt vielversprechend, wird aber nur oberflächlich ausgestaltet. Die Regeln der Welt bleiben vage, viele Elemente wirken mehr wie Dekoration als ein durchdachtes System. Auch Ophelias abweisendes Verhalten gegenüber anderen weiblichen Figuren wirkte auf mich unnötig schroff. Das Ende kam zudem sehr plötzlich. Konflikte wurden zu schnell gelöst, offene Fragen bleiben zurück.
Trotz dieser Schwächen bietet Phantasma eine unterhaltsame, ungewöhnliche Geschichte.