Was ergibt Mittwoch mal Mittwoch?
Ich bin kein „will haben“-Typ. Aber wenn ich sehe, dass ein neuer Roman von Alina Bronsky erscheint, wird er für mich zum Muss. So auch „Pi mal Daumen“.
Der 16-jährige Oscar führt als Erzähler durch die Story. Seine Sicht ist eine autistische, seine Probleme mit der sozialen Kommunikation und dem gegenseitigen Verständnis beträchtlich. Er hat einen Adelstitel und residiert allein in einer Villa seiner Familie. Es gibt ihn und nur ihn, er betrachtet sich selbst als Norm.
Ungehalten registriert er daher die auffällig gekleidete 50-jährige Moni, als sie im Hörsaal bei einer Mathe-Vorlesung auftaucht und sich ausgerechnet neben ihn quetscht. Ihr fehlt die notwendige Grundlagenbildung. Manchmal muss sie auch noch ihren kleinen Enkel in die Uni mitnehmen und rackert sich in drei Jobs ab. Dennoch versucht sie, mitzuhalten, und lernt dabei erstaunlich schnell.
Die beiden arbeiten mit der Zeit sogar zusammen, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Jedes hat seine Defizite, wenn auch in verschiedenen Richtungen. Während Moni ständig unter Stress steht, ist der autistische Oscar auf sich selbst ausgerichtet. So unwahrscheinlich es klingt: Die beiden nähern sich einander an, staunen übereinander, freunden sich an.
Die ganze Handlung ist nicht nur ein bisschen verrückt (wie öfters mal bei Bronsky). Schon dass Moni heimlich studieren muss, sorgt für ernsthafte Turbulenzen. Monis familiärer Hintergrund scheint mir teils an den Haaren herbeigezogen und übertrieben, die Charaktere überzeichnet. Vielleicht ist das heutzutage auch notwendig, denn so stechen sie hervor, sind etwas Neues. Zu viele andere, immer wieder ähnliche Figuren tummeln sich bereits seit Jahrzehnten in der Literatur.
Alina Bronsky legt in all ihren Romanen den Finger auf empfindliche Stellen, originelle Handlungen sind so etwas wie ihr Markenzeichen. Für mich war dennoch vieles unglaubwürdig, beinahe wie in einem Märchen. Drum wird der Leser wahrscheinlich ein Happy End erwarten. Doch der Schluss hat mich enttäuscht, er scheint mir unausgereift zu sein und bleibt vage, gerade so, als sei eine Fortsetzung geplant. Hingegen gefällt mir, dass die dargestellte Form des Autismus verständlich dargestellt ist.
Die Tiefen der höheren Mathematik können natürlich nur gestreift werden. Dennoch hatte ich das Gefühl, nicht völlig danebenzustehen. Dass diese Wissenschaft für Fachleute äußerst faszinierend ist und zum Spielen verführt, verstehe ich nun.
Seit meiner ersten Bekanntschaft mit einem der Bücher von Alina Bronsky (Die schärfsten Gerichte der Tatarischen Küche) bin ich ihr Fan. Auch diesmal geht es rasant durch die Kapitel, ein richtiger Pageturner. Dass am Ende des Buches einige weiße Seiten sind, regt dazu an, sich ab und zu eine Notiz zu machen, etwa den Satz herauszuschreiben: „Was ergibt Mittwoch multipliziert mit Mittwoch?“ – Moni weiß es als Einzige: „Dienstag!“
Ein Leckerbissen für Bronsky-Fans und eine Empfehlung allen Freunden fantasievoller Literatur.
Der 16-jährige Oscar führt als Erzähler durch die Story. Seine Sicht ist eine autistische, seine Probleme mit der sozialen Kommunikation und dem gegenseitigen Verständnis beträchtlich. Er hat einen Adelstitel und residiert allein in einer Villa seiner Familie. Es gibt ihn und nur ihn, er betrachtet sich selbst als Norm.
Ungehalten registriert er daher die auffällig gekleidete 50-jährige Moni, als sie im Hörsaal bei einer Mathe-Vorlesung auftaucht und sich ausgerechnet neben ihn quetscht. Ihr fehlt die notwendige Grundlagenbildung. Manchmal muss sie auch noch ihren kleinen Enkel in die Uni mitnehmen und rackert sich in drei Jobs ab. Dennoch versucht sie, mitzuhalten, und lernt dabei erstaunlich schnell.
Die beiden arbeiten mit der Zeit sogar zusammen, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Jedes hat seine Defizite, wenn auch in verschiedenen Richtungen. Während Moni ständig unter Stress steht, ist der autistische Oscar auf sich selbst ausgerichtet. So unwahrscheinlich es klingt: Die beiden nähern sich einander an, staunen übereinander, freunden sich an.
Die ganze Handlung ist nicht nur ein bisschen verrückt (wie öfters mal bei Bronsky). Schon dass Moni heimlich studieren muss, sorgt für ernsthafte Turbulenzen. Monis familiärer Hintergrund scheint mir teils an den Haaren herbeigezogen und übertrieben, die Charaktere überzeichnet. Vielleicht ist das heutzutage auch notwendig, denn so stechen sie hervor, sind etwas Neues. Zu viele andere, immer wieder ähnliche Figuren tummeln sich bereits seit Jahrzehnten in der Literatur.
Alina Bronsky legt in all ihren Romanen den Finger auf empfindliche Stellen, originelle Handlungen sind so etwas wie ihr Markenzeichen. Für mich war dennoch vieles unglaubwürdig, beinahe wie in einem Märchen. Drum wird der Leser wahrscheinlich ein Happy End erwarten. Doch der Schluss hat mich enttäuscht, er scheint mir unausgereift zu sein und bleibt vage, gerade so, als sei eine Fortsetzung geplant. Hingegen gefällt mir, dass die dargestellte Form des Autismus verständlich dargestellt ist.
Die Tiefen der höheren Mathematik können natürlich nur gestreift werden. Dennoch hatte ich das Gefühl, nicht völlig danebenzustehen. Dass diese Wissenschaft für Fachleute äußerst faszinierend ist und zum Spielen verführt, verstehe ich nun.
Seit meiner ersten Bekanntschaft mit einem der Bücher von Alina Bronsky (Die schärfsten Gerichte der Tatarischen Küche) bin ich ihr Fan. Auch diesmal geht es rasant durch die Kapitel, ein richtiger Pageturner. Dass am Ende des Buches einige weiße Seiten sind, regt dazu an, sich ab und zu eine Notiz zu machen, etwa den Satz herauszuschreiben: „Was ergibt Mittwoch multipliziert mit Mittwoch?“ – Moni weiß es als Einzige: „Dienstag!“
Ein Leckerbissen für Bronsky-Fans und eine Empfehlung allen Freunden fantasievoller Literatur.