Reichtum, Probleme und eine dünne Story

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"Pineapple Street" von Jenny Jackson spielt in der gleichnamigen Straße in Brooklyn Heights, in der exklusiven Welt der wohlhabenden Familie Stockton. Erzählt aus der Sicht der beiden Schwestern Darley und Georgiana sowie der Schwägerin Sasha, behandelt der Roman ihre Konflikte, Beziehungen und die Herausforderungen, die mit altem Geld und gesellschaftlichen Erwartungen einhergehen. Während Darley für ihre Liebe auf ihr Erbe verzichtet, hat Georgiana eine unglücklichen Affäre und ringt mit der Verantwortung, die sich durch ihren Reichtum ergibt. Sasha, die Außenseiterin aus der Mittelschicht, versucht verzweifelt, in der versnobten Familie ihres Mannes ihren Platz zu finden.

Jenny Jackson beschreibt in ihrem Buch eine exklusive Kulisse, die sehr authentisch wirkt. Die Orte in Brooklyn Heights und der exklusiven Pineapple Street sind so lebendig und präzise beschrieben, dass man die sie auf Google Maps nachverfolgen kann. Diese Liebe zum Detail zeigt sich auch im Schreibstil, der leicht, beschwingt, humorvoll und doch präzise ist.

Die Figuren sind ein großer Pluspunkt des Romans. Darley, Sasha und Georgiana sind sorgfältig ausgearbeitet. Jede von ihnen hat ihre Eigenheiten, Stärken und Schwächen, die sie trotz des privilegierten Hintergrunds zugänglich und sympathisch machen. Jackson gelingt es, die inneren Konflikte der Protagonistinnen glaubhaft darzustellen. Besonders Sasha, die als Fremde in diese Welt hineingeraten ist, sorgt für eine Erdung der Geschichte und eröffnet spannende Perspektiven auf das Leben der High Society.

Was jedoch fehlt, ist eine tiefere Handlung. Die zentrale Botschaft, dass Reichtum keine Garantie für Glück ist, ist zwar universell, bietet aber wenig Neues oder Überraschendes. Konflikte wie Beziehungsprobleme, berufliche Unsicherheiten oder Identitätskrisen sind zwar gut erzählt, aber in ihrer Gesamtheit nicht profund genug, um eine nachhaltig fesselnde Geschichte zu tragen. Der Blick hinter die Fassade der High Society kratzt oft nur an der Oberfläche, anstatt sich tiefer mit den zugrunde liegenden gesellschaftlichen Strukturen auseinanderzusetzen.
Der oft gezogene Vergleich mit Jane Austen ist in diesem Kontext wenig hilfreich und erhöht die Erwartungen an ein Buch, das diesen Anspruch nicht erfüllen kann. Wo Austen mit feinem Spott, tiefgründiger Gesellschaftskritik und komplexen Charakteren brilliert, bleibt Jacksons Werk vergleichsweise eindimensional. Die Story ist unterhaltsam, aber es fehlt ihr an jener Schärfe und Substanz, die Austens Romane zeitlos machen.

Insgesamt überzeugt "Pineapple Street" durch seinen charmanten Schreibstil, seine lebendig beschriebenen Schauplätze und die sympathischen, gut durchdachten Figuren. Doch in Sachen Handlung und Tiefgang bleibt der Roman hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die Story ist kurzweilig, aber nicht bahnbrechend, was den Vergleich mit literarischen Größen wie Jane Austen unpassend erscheinen lässt.