In dubio pro reo

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Pirlo ist am Ende. Nachdem er über acht Jahre lang als Starverteidiger einer großen Kanzlei fungiert hat, fliegt er in hohem Bogen raus für etwas, das er nicht getan hat. Noch während er ein wenig in Selbstmitleid und viel Alkohol ertränkt, zeigt sich ein Licht am Ende des Tunnels. Oder ist es der herannahende Zug? So oder so: Ein bekannter Düsseldorfer Unternehmer wurde ermordet. Seine Frau soll die Täterin sein. Sie beteuert ihre Unschuld. Pirlo soll sie verteidigen. Zum Glück steht er damit nicht allein. Sophie, selbst Tochter eines High-Society-Unternehmers und Anwältin, steht ihm zur Seite. Doch bald wird klar: Pirlo und Sophie sind am Ende. Es sei denn, sie spielen gegen alle Regeln ...

Es dauert eine Weile, bis man sich an den stakkatoartigen MPi-Stil des Autors gewöhnt hat, genauso wie an das Hin- und Herspringen in den Zeiten. Dann entwickelt sich eine zweifellos unterhaltsame Geschichte im Anwaltsmilieu, bei der die eigentliche Schuldfrage die geringste Rolle spielt. Wichtig ist es, Zweifel zu säen und Aussagen ins Wanken zu bringen. Was das betrifft, auch die Beziehung zwischen Pirlo und Sophie, die erfreulich romanzenlos blieb (und hoffentlich bleibt) fand ich nichts zu meckern, im Gegenteil. Selten habe ich Gerichtsgeschichten so spannend empfunden. Was mich tatsächlich furchtbar nervte, waren die vielen Klischees, die in der Geschichte untergebracht waren. Die Araber sind alle kriminell. Die PolInnen alle arm, aber fix auf ihren Vorteil bedacht. Und die Düsseldorfer High Society macht eh nur Party, redet geschwollen und ist meist vor dem Mittag schon so blau wie ein Karpfen zu Silvester. (Natürlich nur die Frauen, die Männer müssen ja das große Geld machen.) Ja, okay. Wer's mag. Hätte nicht sein müssen. Könnte man besser machen. 3,5/5 Punkten.